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Zwei Jahre Lagerhaft im ersten sowjetischen Antisemitenprozeß

Moskau(ap) — Ein Moskauer Gericht hat am Freitag den 54jährigen Konstantin Smirnow-Ostaschwili der Volksverhetzung und antisemitischer Betätigung für schuldig befunden und zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Das dreimonatige Gerichtsverfahren war das erste auf der Grundlage eines neuen Gesetzes. Smirnow-Ostaschwili war angeklagt, eine Demonstration organisiert zu haben, deren Teilnehmer am 18. Januar ein Treffen im Moskauer Haus der Literatur gesprengt und jüdische Schriftsteller beleidigt hatten.

Der angeklagte Fabrikarbeiter beteuerte im Verlauf des Verfahrens mehrfach, daß er kein Antisemit sei, aber seiner Auffassung nach die rund 1,4 Millionen sowjetischen Juden einen unverhältnismäßig großen Anteil an Spitzenpositionen in Staat und Gesellschaft hätten. „Ich leide für Rußland“, und „Selbst in Südafrika wäre so etwas nicht möglich“, rief er bei der Urteilsverkündung aus. Mehrere der ebenfalls protestierenden Zuschauer trugen Anstecker der russischen nationalistischen Organisation „Pamjat“, deren Mitglied Smirnow-Ostaschwili ist. Dabei kam der 54jährige noch glimpflich davon, denn die Höchststrafe beträgt nach dem neuen Gesetz fünf Jahre Haft.

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