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Zu Elisabeth Badinters ThesenDie Zügel von Mutter Natur

In Deutschland wäre es undenkbar, dass ein Buch wie Elisabeth Badinters "Der Konflikt. Die Frau und die Mutter" geschrieben würde. Das liegt nicht nur an der Person der Autorin.

Schwanger werden immer noch die Frauen. Bild: 3formatphotocase.com

Badinter, eine Intellektuelle, wie man sie in Deutschland kaum finden wird: Mutter von drei Kindern, Ehefrau des früheren Justizministers Robert Badinter, hat eine brillante akademische Karriere gemacht. Ja mehr noch, ihre Bücher führen die Bestsellerlisten an. Dabei ist sie Aufsichtsratsvorsitzende von Publicis, der von ihrem Vater gegründeten, viertgrößten Kommunikationsagentur der Welt. Im öffentlichen Leben Frankreichs ist sie so etwas wie die Hohepriesterin der republikanischen Werte. So hat sie sich kürzlich für das Verbot der Burka in öffentlichen Räumen eingesetzt. Zu den Werten der Republik gehört für sie der in der Revolution geforderte, im anschließenden terreur verlorene Kampf um die Gleichheit der Geschlechter.

In Deutschland gibt es keine weibliche Figur aus der Großbourgeoisie, die mit intellektueller Verve eine derart exponierte Position vertritt. Aber nicht nur das ist bemerkenswert. Ein Buch über den Konflikt zwischen Mutter und Frau könnte man in Deutschland nicht schreiben, weil es diesen Konflikt nicht gibt. Denn die Verhältnisse, um es mit Brecht zu sagen, die sind nicht so. Immer schon hat die Mutter gesiegt. Alles, was Badinter in ihrem Buch als ein Drohszenario an die Wand malt, das in Zukunft einmal wahr werden könnte, ist in Deutschland immer schon schlichte Realität. Mutter Natur, welche Badinter in ihrer wunderbar polemischen Studie mit Schrecken weltweit auf dem Vormarsch sieht, wird durch eine unheilige Allianz zurückgebracht: von Reaktionären, die den Platz der Frau als Ehefrau und Mutter am Herd sehen, von essenzialistischen Feministinnen, die den biologischen Unterschied der Geschlechter und ihre natürliche Neigung betonen, für andere zu sorgen, und schließlich von Grünen, denen mit der Natürlichkeit der Welt die der Mutter selbstverständlich ist.

Unbeschadet, dass sie die Frauen aus den Karrieren verdrängt - so Badinters Furcht -, ist Mutter Natur dabei, die Zügel wieder zu übernehmen, die man ihr eben erst aus der Hand genommen hatte. Also natürliche Geburt ohne PDA, langes Stillen nach Bedarf des Kindes, selbstgemachte Biobabynahrung etc.

Bild: archiv

Barbara Vinken ist Professorin für Allgemeine und Französische Literaturwissenschaft an der Universität München

Das Buch

Elisabeth Badinter: "Der Konflikt. Die Frau und die Mutter". Deutsch von U. Held/S. Singh. C. H. Beck Verlag, München 2010, 222 S., 17,95 Euro, erscheint am 31. Augus.

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Die Thesen der 66-jährigen Feministin und Philosophin erregten in Frankreich großes Aufsehen. Sie ist Mutter von drei Kindern, ihr Mann ist Robert Badinter, der unter François Mitterrand Justizminister war. Sie stammt aus einer wohlhabenden Familie und sitzt im Aufsichtsrat von Publicis, der viertgrößten Werbeagentur der Welt. In der übersteigerten Mutterliebe gerade bei gebildeten Frauen sieht sie eine Gefahr für die Emanzipation der Frau.

Man mag manche Details, beispielsweise Badinters republikanische Fixierung auf die Muttermilchliga, übertrieben finden, zumal sich hier viele Elemente ihrer Lieblingsverschwörer gegen die Republik zusammenfinden. Diesmal zwar keine Jesuiten, aber wenigstens Katholiken. Denn die "leche league", eine Lobby, die für weltweites Dauerstillen kämpft, wurde im katholischen Chicago gegründet, und ihre Schutzpatronin ist eine Madonna in St. Augustin, Florida, die für das üppige Fließen der Muttermilch zuständig ist. Man könnte die Historikerin Badinter daran erinnern, dass, wenn es je ein Bollwerk gegen die Frau als totale Mutter in Europa gab, es das Frauenideal der herrenlosen Braut Christi war, die anderes vorhatte, als Mutter zu werden. Tatsächlich ist die "gute Mutter", die weder "hysterische Heilige" noch verruchtes "Weltweib" ist, ja ausgerechnet ein Produkt evangelisch aufgeklärter Länder. In Frankreich wurde die gute Mutter erst im 19. Jahrhundert in einer Art nachgeholter Reformation gepredigt, und zwar unisono von reaktionären Sulpizianern und Republikanern wie Michelet und Zola. Dem deutschen Sonderweg musste man das nicht zweimal sagen; ihm war die "gute Mutter" seit Luther das tiefste Bedürfnis.

Selbstverständlich kommen wir nicht auf den Gedanken, während der Schwangerschaft ein Glas Champagner zu trinken. Selbstverständlich stillen wir unsere Kinder, solange es geht, wann und wo immer es ihnen gefällt. Selbstverständlich kochen wir ihnen danach Biobrei aus Biogemüse. Selbstverständlich haben wir für mindestens ein Jahr nichts als ihr ausschließliches Wohl, heißt unsere Dauerpräsenz, im Auge. Selbstverständlich suchen wir uns danach höchstens einen Halbtagsjob, der es uns erlaubt, uns unserer wahren Berufung zu widmen: unserem Kind eine gute Mutter zu sein. Selbstverständlich geben wir auch unsere finanzielle Autonomie zum Wohl des Kindes auf und erwarten dabei selbstverständlich, vom Vater des Kindes oder vom Staat unterhalten zu werden.

Wenn wir zu alldem nicht bereit sind, bekommen wir selbstverständlich keine Kinder. Schließlich geht es um Wesentlicheres als um kleinliche, letzten Endes egoistische Fragen der Emanzipation, der finanziellen Selbstständigkeit oder der beruflichen Erfüllung. Es geht immer ums große Ganze, um eine bessere und gesündere Welt. Haarspalterische Erwägungen, dass Kinder maximal 20-25 Jahre eines Erwachsenenlebens einnehmen und wie manchmal auch der Mann schneller aus dem Haus sind, als man denkt, können da nicht ins Gewicht fallen. Vor einer Scheidungsrate von 50 Prozent verschließen wir resolut die Augen. In Deutschland hat das Jahrhundert des Kindes, das Ellen Key zu Anfang des letzten Jahrhunderts propagierte, nie aufgehört. Weil uns die gute Mutter zur zweiten Natur geworden ist, haben wir in Deutschland selbstverständlich wesentlich weniger Kinder als in Frankreich. Selbstverständlich ist der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen wesentlich größer als im Nachbarland. Selbstverständlich nehmen sich die Karrieren der Frauen neben denen der Männer einfach mickrig aus. Eine Bundeskanzlerin macht noch keinen Sommer.

Party und Bekannte

Auf einer Party des deutschen Geldadels erzählt mir ein Vater von den Aussichten seiner Kinder. Seine Tochter habe unbedingt Architektur studieren wollen - ein Beruf, der im Moment ja nicht besonders karriereträchtig sei. Er habe sie darin bestärkt: aufgrund ihrer Talente auf dem Gebiet, vor allen Dingen aber wohl, angesichts der mageren Verdienstchancen, mit Rücksicht auf ihr Geschlecht.

Denn sie wird ja heiraten und Kinder kriegen. Hat sie Architektur studiert, kann sie nebenher immer ein paar Häuser umbauen. Verwunderlich, dass dieser Vater das Risiko einer Architektenlaufbahn für jemanden, der seinen Lebensunterhalt verdienen muss, für unzumutbar hält, aber felsenfest - trotz 50 Prozent Ehescheidung und der neuen Gesetzgebung, welche die Unterhaltspflicht so gut wie aufhebt - auf die Ehe als Versorgungsinstanz baut. Verwunderlich, dass eine ehrgeizige Tochter, die signature buildings in die Welt stellen will, für ihn nicht denkbar ist. Verwunderlich, dass er sich nur vorstellen kann, dass sie von der Versorgung durch die Eltern in die durch den Gatten wechselt.

Die Ehe einer Bekannten, 45, Mutter von Teenager-Töchtern, wurde geschieden. Der Mann ist in zweiter Ehe mit einer kinderlosen, sehr gut verdienenden Frau verheiratet. Er selbst hat eine glänzende Karriere gemacht. Für meine Bekannte und ihren Mann war es sonnenklar, dass die Mutter sich vor allen Dingen und wenn nötig ausschließlich um das Wohl der Kinder kümmern würde. Heute verdient sie 30 Prozent von dem, was er verdient. Nach der neuen Regelung der Unterhaltspflicht muss er ihr, die im gegenseitigen Einvernehmen und in vollkommener Harmonie mit der ideologischen Großwetterlage der Bundesrepublik ihre gemeinsamen Kinder großzieht, keinen Cent Unterhalt zahlen. Immerhin ist die Praxis der Rechtsprechung in der Übergangszeit gerechter als die richtige Theorie, die unterstellt, was sein sollte, aber nicht ist: dass die Frau für sich selbst Verantwortung übernimmt und es trotz der Kinder kann.

Elisabeth Badinter sieht den individualistischen Hedonismus als die Norm, an der die Leute heute ihr Leben ausrichteten: Wohlbefinden, Freiheit, Vergnügen, Liebesglück, finanzieller Erfolg, kurz, der Genuss des Lebens wurde zur Grundlage gesellschaftlichen Handelns. Seit den 1970er Jahren sind Sexualität und Kinderkriegen entkoppelt. Von diesem Moment an bekommen wir nicht einfach Kinder, wir müssen sie wollen und uns dafür entscheiden. Im Gegensatz zu Frankreich, in dem zwei Kinder die Norm sind und kinderlose Frauen selten, gibt es diese Norm in Deutschland schon lange nicht mehr. Badinter spricht von einem Gebärstreik. Dieser Gebärstreik ist in Deutschland nicht Zukunftsmusik, sondern längst Realität. Immer mehr Frauen, und vor allen Dingen immer mehr besser ausgebildete Frauen, bekommen keine Kinder. Das Leben ohne Kinder ist eine ebenso praktizierte wie akzeptierte Lebensform geworden wie das Leben mit Kindern.

Aber das Wort "Gebärstreik" trifft die Sache vielleicht nicht; und von einer "Entscheidung gegen Kinder" zu sprechen, ist in vielen Fällen auch verfehlt. Eher schlittert man in diese Situation hinein, die oft als Verzicht erlebt wird. So schön es ist, dass Frauen hierzulande nicht mehr unter der Norm und dem Druck stehen, Kinder bekommen zu müssen, so schade ist es, dass es ihnen durch ihr eigenes, übermächtiges Mutterideal so schwer gemacht wird, ihren Wunsch nach Kindern zu erfüllen. Nicht wegen der Renten, des Überlebens eines Volkes oder was weiß ich. Sondern allein aus hedonistischen Gründen: wegen der Lust, die Kinder sind.

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19 Kommentare

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  • F
    Faller

    Ich sehe kein Problem in der Gebärverweigerung bestimmter Kreise der Einwohnerschaft. Vielleicht werden bald wichtige Positionen nicht mehr von Totalversagern, deren einziges Talent es ist, Sohn dessen oder derer zu sein, besetzt, sondern von wirklich kenntnisreichen Bewerbern aus allen sozialen Gruppen.

  • A
    AlmaMater

    @peter maas

    (von "maß aller dinge", nehme ich an bei deinen gottgleichen urteilen. der echte ist ja tot, gell?)

     

    lediglich oberlehrerhafte bemerkungen mit schwingendem stock in der hand zum besten zu geben ist nicht besonders konstruktiv, um es mal freundlich zu formulieren.

     

    zu deiner omad-kritik: vor jahrtausenden war'n - aus europäischer perspektive - die ollen griechen am drücker, von wegen überlebenskampf. was soll die polemik?

     

    rotem sternchen anwortest du:

    "Solltest du es schaffen, in dieser furchtbaren Welt alt zu werden, wirst du sicher auch die Größe haben, dich zum Sterben in ein Gebüsch zu verziehen, und anderen Menschen nicht mit deinen Altersgebrechen zur Last fallen. Das wäre konsequent"

     

    wie man eine fremden standpunkt auf diesem niveau abkanzeln kann, ist mir ein rätsel. geht's noch ein bisschen unsachlicher?

     

    zu Weibsbild: um ideologien geht's gar nicht. respektabel heißt: eine klug und gründlich getroffene entscheidung (hier: unter einbezug der partnermeinung) ist zu würdigen (synonym: zu wertschätzen - vielleicht besser verständlich). Margit Funke hat sich für ein kind, also anders, aber genauso bewusst entschieden. daher hat sie auch verstanden, worum es Weibsbild geht und hat sich als "Vollblutemanze" mit ihr solidarisiert.

     

    abschließend: wer austeilt sollte auch einstecken können, nur leider hast du gar nix an eigenerfahrung in die debatte eingebracht. anwendung unfairer mittel, nenne ich das. ab in die ecke, aber dalli dalli ...

     

    zum artikel: ich dachte immer, banditer ist soziologin.

  • C
    Comment

    Schön frauenzentriert, dieser Artikel.

     

    Dass Männer als Drohnen fungieren war mir bis zur Trennung von der Mutter des gemeinsamen Kindes nicht wirklich bewusst, aber mit Artikeln wie diesem wird es selbst dem Unbedarftesten klar und deutlich vor Augen geführt.

    Dafür danke ich auch Frau Vinken.

     

    Für viele Jungs ist es ganz bestimmt besser nicht mehr geboren zu werden, bei den miserablen Aussichten, sich je als Väter etablieren zu dürfen.

     

    Ein weiterer Grund für die negative demografische Entwicklung ist, dass sich Mütter im Falle von aufeinanderfolgenden Kinderwünschen auch gern mal verschiedene Drohnen zwecks Befruchtung heran ziehen.

    Diese fungieren dann regelmäßig auch als Futterquelle und sind häufig nach nur einem gezeugten Kind pleite.

    Unterm Strich bleibt dann ein fetter Negativsaldo in der Zeugungsrate.

     

    Die im Artikel getätigte Aussage, zur aktuellen Unterhaltswetterlage für die heilige Mutter, entspricht nicht der regelmäßigen Rechtsprechung und ist somit Demagogie geschuldeter Unfug.

    Ein Blick in die Leitlinien der OLGe Hamm und Frankfurt/Main reicht hierfür aus.

  • ML
    maren leverentz

    mir wird langsam jedesmal schlecht, wenn ich mich mit diesem thema beschäftige. für mich ist meine kinderlosigkeit nicht mein hauptthema und ich fühle mich dennoch latent unter rechtfertigungszwang. dabei kenne ich tausend beispiele von frauen, die das problem nicht gelöst kriegen, obwohl sie kinder haben. aber es scheint gemein zu sein, sie zu fragen warum sie denn kinder haben. viele kinder sind eben doch auf der welt, weil es sich so gehört und weil es aus versehen geschieht und nicht weil sich die beteiligten das ganz genau überlegt haben.

    ich möchte einfach nicht begründen müssen, warum ich keine kinder habe. weil es nämlich wesentlich zu komplex ist.

    warum müssen sich dazu außerordentlich intellektuelle feministinnen dazu äußern und warum wird nicht eher die frage untersucht wie männer mit der tatsache umgehen, dass sie mütter in ihre verzweifelte lage gebracht haben? ich denke schon, dass bei einigen von ihnen ein problembewusstsein vorhanden ist.

    warum frage ich eigentlich nie männer, die an den langen tresen der städte die welt verbal verbessern, warum sie noch nicht vater sind?

  • MF
    Margit Funk

    Hallo Weibsbild,

     

    ICH wuerdige und respektiere deine Entscheidung voll und ganz!

     

    Ich bin eine Vollblutemanze, Hausgeburtenhebamme, zweifach geschiedene und alleinerziehende Mutter EINES Kindes und stehe voll und ganz hinter meiner Entscheidung, fuer mein Kind 3 Jahre stay-at-home-mom zu sein.

     

    Der Vater des Kindes uebrigens auch. Und der fuehlt sich nicht als armer, ausgebeuteter Gedverdiener sondern ist froh, regelmaessig aus Kinderkacke und Biobrei (ach, das ist jetzt auch schon verwerflich und unmodern, klasse) mal raus zu koennen.

     

    Wenn ich das nicht haette moeglich machen koennen, haette ich mir lieber ein Tamagotchi angeschafft, das man nach Belieben ausschalten kann.

     

    Ach, meine Karriere leidet darunter. Ach, so eine franzoesische "Philosophin" (die nebenbei Nestle unter Vertrag hat, von wegen stillen ist out, gell) findet mich rueckstaendig.

     

    Bitte schoen. Soll sie weiter arbeiten, um fuer ihre Kinder die Tagesmutter, den Kindergarten und das Internat zu finanzieren.

     

    Ich geniesse in der Zeit dann lieber die Kinderkacke und den Biobrei und das absolute Vertrauen und die Liebe meines Kindes.

  • T
    Tam

    Finde ich auch seltsam, dass wieder mal selbstverständlich angenommen wird, alle Frauen wollten Kinder und könnten sich nur keine erlauben wegen mieser Berufschancen etc. Wann kommt es denn mal in den Köpfen der Zeitungsschreiberlinge an, dass wir nicht alle unbedingt reproduzieren wollen? Und dass das, angesichts eines total übervölkerten Planeten wünschenswert ist und vielleicht endlich mal von der Politik gefördert werden sollte? Anstatt Kinderlose bis zum Gehtnichtmehr auszunehmen, nur damit Madame Mutti noch ein paar Jahre am Herd verbringen kann.

  • PM
    Peter Maas

    @Weibsbild

     

    "wenn ich weiß, dass meine prioritäten nun mal ganz woanders liegen und ich einen partner habe, der da nicht einspringen will ist das eine gute und - verdammt nochmal - eine respektable entscheidung! kann das vielleicht mal gewürdigt werden!"

     

    Es ist keine respektable, sondern eine legitime Entscheidung. Und sie muss nicht gewürdigt, sondern akzeptiert werden. Kinderlosigkeitsideologie ist genau so bescheuert wie Mutterideologie.

  • PM
    Peter Maas

    @rotes Sternchen:

     

    "ich habe keine kinder und vermisse nix.

    warum sollich denn Kinder in diese egoistische, hektische und schmutzige Welt setzen? Was hätten die für ne Zukunft?"

     

    Damit zeigst du wahre Größe. Wie hältst du es eigentlich in dieser "egoistischen, hektischen und schmutzigen Welt" aus? Solltest du es schaffen, in dieser furchtbaren Welt alt zu werden, wirst du sicher auch die Größe haben, dich zum Sterben in ein Gebüsch zu verziehen, und anderen Menschen nicht mit deinen Altersgebrechen zur Last fallen. Das wäre konsequent, ...

     

    "Weil die Welt die vielen Menschen garnich mehr aushalten kann."

  • PM
    Peter Maas

    @omad

     

    "Jahrtausende sind Kinder nebenher groß gezogen worden,"

     

    Und du meinst, was gestern ging, muss heute auch gehen?

     

    Vor Jahrtausenden war das Menschenleben ein Überlebenskampf, es stand im Vordergrund, etwas zu fressen zu finden und nicht gefressen zu werden. Kinder gingen nicht zur Schule und hatten aufgrund der einfachen gesellschaftlichen Strukturen schnell ausgelernt. Sie wurden sehr früh wie Erwachsene behandelt. Zudem wurde die Erziehung in Kleingruppen und Dörfern auf viele verteilt (It takes a village to raise a child). Ein Nebenher-Großziehen geht jetzt nicht mehr, weil die Ausbildung und die Kindheit verlängert wurden (werden mussten) und auch die Kleingruppen- und Mehrgenerationenstrukturen nicht mehr in dem Maße vorhanden sind.

     

    Ich bezweifle, dass du mit den Verhältnissen klarkämest, die Nebenher-Großziehen ermöglichen: Überlebenskampf, vorindustrielle Strukturen und eine starke soziale Kontrolle.

  • KM
    kattrin michel

    fakt ist, daß ich als mutter zweier kinder in deutschland selten arbeit gefunden habe in meinem beruf; in frankreich wohl, weil es dort einfach normalität ist, auch mit kindern zu arbeiten.

    die franzosen sind eben etwas entspannter, nicht nur in dieser hinsicht, wie man ja auch an den kommentaren sehen kann

  • K
    Klara

    Ein wundervoller Artikel,ich hätte ihn nicht besser schreiben können. Vielleicht auch der Grund dafür, dass ich demnächst (mit Mann und Baby) nach Frankreich ziehe. Die Feindlichkeit gegenüber Kindern und berufstätigen (Steuer zahlenden) Müttern, ist doch grauenvoll.

    Tja Deutschland, eine Ingenieurin und einen BWLer weniger...warum wohl?

  • A
    atypixx

    "So schön es ist, dass Frauen hierzulande nicht mehr unter der Norm und dem Druck stehen, Kinder bekommen zu müssen, so schade ist es, dass es ihnen durch ihr eigenes, übermächtiges Mutterideal so schwer gemacht wird, ihren Wunsch nach Kindern zu erfüllen."

     

    Das hat mal eine Frau namens E.H. gesagt, aber es ist natürlich schön, wenn es jemandem gelingt, nicht per spontanem Nebensatz so etwas wie "Autobahn" in den Fokus zu stellen.

  • P
    Paula

    Es ist eine Lust ein Kind zu bekommen, auch wenn es verdammt weh tut. Es macht stolz ein Kind zu bekommen und aufzuziehen und es macht mehr Sinn als alles andere im Leben. Glücklich sind die Mütter und Väter, die das zusammen durchziehen, auch wenn es mindestens 20 Jahre dauert. Und wenn schon, das bisschen Spaß, das bisschen Reisen, das bisschen Kultur im kinderlosen Leben ist langweilig im Vergleich zum Leben mit Kindern.

     

    Ich wäre dafür, dass alle kinderlosen Paare und Singles doppelt so viel Sozialabgaben zahlen müssten wie Eltern. Ich wäre dafür, dass alle zusammen alleinerziehende Mütter und Väter besser finanziell und auch praktisch unterstützen. Ich bin dafür, flächendeckend Ganztagsschulen und Kinderkrippen für alle Kinder ab 1 Jahr einzurichten. Kinder haben die absolute Priorität, und nicht unser Wohlstand und unsere Freizeit.

     

    Um die Anzahl der Kinder in Deutschland mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Migranten werden dafür sorgen, dass es auch in Zukunft genug Kinder bei uns gibt. Völkerwanderungen hat es schon immer gegeben.

  • WS
    Wendula Strube

    "In der übersteigerten Mutterliebe gerade bei gebildeten Frauen sieht..." Frau Badinter "...eine Gefahr für die Emanzipation der Frau." Gibt es eine übersteigerte Mutterliebe? Habe ich jetzt aber gar nicht gewußt, dass man da Gefahr läuft, die Emanzipation zu gefährden. Die Gefahr liegt wohl mehr darin, dass diejenigen, die ihr "selbsterwähltes" Bioloser-Dasein Gesetze ändern, denen Frauen, die Kinder "übersteigert" lieben wollen, Knüppel in die Knie werfen, weil sie selber gar nicht wissen, was es bedeutet, Kinder zu haben oder warum wurde das Unterhaltsgesetz von einer kinderlosen Frau verursacht? Ich finde die Gefahr liegt nicht bei den Frauen, sondern nach wie vor bei den kinderlos gebliebenen Frauen und Männern im allgemeinen, die solch unsägliche Gesetze verabschieden. Aber an einer Form der Liebe liegt es nun wirklich nicht, denn zuviel Liebe gibt es niemals, eher zu wenig!

  • D
    Dude

    Das Problem der kinderlosen Vergnügungsgesellschaft hat sich doch noch nicht mal ansatzweise angedeutet in Deutschland.

    Das sehen wir erst in 20-30 Jahren.

    Wenn die Damen (und Herren) alleine zuhause sitzen, alle Freunde gestorben sind und kein Pflegepersonal vorhanden sein wird.

    Dann wird das Geheule groß sein.

    Ach hätte ich doch nur...keiner hat mich lieb...ich habs schon mit wird es heißen aus allen Ecken.

    Dann werde ich meine KInder und hoffentlich Enkel in den Arm nehmen und sagen: Ach Leutchen, bin ich froh dass mir Geld nicht so wichtig war wie mein eigen Nachkommen zu zeugen.

    Doch dann werde ich so handeln wie die Personen damals (mit dem Unterschied das ich die Situation nicht ändern kann):Die anderen sind mir doch egal, Hauptsache ICH!!!.

    Nee, dann wär ich ja genauso ignorant.

    Und sollte jemand diesen Kommentar lesen, dem es nicht vorbehalten ist, auf natürlichem oder irgendwelchem Wege Nachwuchs zu zeugen, Herrgöttchen vergib.

  • O
    omad

    Vielen Dank an die taz für diesen Artikel!

     

    Als Vater von zwei Kindern, der eher aus Versehen zu diesen gekommen ist, begrüße ich das Ansprechen eines Vormarsches der Mutterschiffsekte, die bis in modernste Kreise hinein gekommen ist.

    Im Studium der vergleichenden Religionswissenschaft haben wir damals die Symptome für Gehirnwäsche von Sekten gelernt.

    Leider treffen diese sei Jahrzehnten für das deutsche Mutterideal zu - quer durch alle Schichten und Generationen. Je selbstbestimmter, desto schlimmer. Auf einen Schlag drehen sich sämtliche Gespräche, alle Handlungen, alle Finanzplanungen und nicht zuletzt alle politische Erwägungen, falls es denn solche überhaupt noch geben sollte, nur noch um das Kind.

    Jahrtausende sind Kinder nebenher groß gezogen worden, nur die Deutschen und patriarchalischen Muslime und Katholiken müssen daraus eine exklusive und Vollzeit-Ehrenaufgabe der Frau machen.

    Es geht auch anders.

  • RS
    rotes Sternchen

    ich habe keine kinder und vermisse nix.

    warum sollich denn Kinder in diese egoistische, hektische und schmutzige Welt setzen? Was hätten die für ne Zukunft?

     

    Angesichts dessen, dass die Welbevölkerung trotzdem wächst, trotz des "Gebärstreiks" hier.

    Die werden sich eines Tages bekriegen um Nahrung, Wasser und beste Plätze zum Leben.

    Weil die Welt die vielen Menschen garnich mehr aushalten kann.

  • W
    Weibsbild

    "So schön es ist, dass Frauen hierzulande nicht mehr unter der Norm und dem Druck stehen, Kinder bekommen zu müssen, so schade ist es, dass es ihnen durch ihr eigenes, übermächtiges Mutterideal so schwer gemacht wird, ihren Wunsch nach Kindern zu erfüllen."

     

    so, so mein "eigenes übermächtiges mutterideal" ist also der hauptgrund meiner kinderlosigkeit. frauen haben also doch selbst schuld, wenn sie sich gegen kinder entscheiden oder wie ist das zu verstehen?

    eine "feministische" autorin wie barbara vinken müsste doch der begriff "kinderlos aus verantwortung" noch etwas sagen. mal abgesehen von den gesellschaftspolitischen zumutungen: wenn ich weiß, dass meine prioritäten nun mal ganz woanders liegen und ich einen partner habe, der da nicht einspringen will ist das eine gute und - verdammt nochmal - eine respektable entscheidung! kann das vielleicht mal gewürdigt werden! und folgendes akzeptiert werden (scheint ja sehr schwer zu fallen): es gibt auch ein schönes leben ohne kinder, tatsache!

  • T
    türkischunddochganzokay

    Ein sehr schöner Artikel.