Zensur im Polittbüro? : Viel Lärm um „Emmy Göring“
Die taz hamburg vermeldete gestern, das Stück Bei Emmy Göring zum Tee sei wegen „unüberbrückbarer Differenzen“ zwischen Bühne und den Aufführenden kurzfristig aus dem Programm des Polittbüro genommen worden. Jedoch setzte das Comedy-Duo „Emmi & Herr Willnowsky“ nach Redaktionsschluss per einstweiliger Verfügung durch, dass die Premiere des „postnationalsozialistischen Schwanks“ am Abend wie geplant gegeben wurde. Das Publikum indes fand die Räume mit einem Statement der Hausherren plakatiert, das über die Auseinandersetzung – wie auch über das angedrohte Ordnungsgeld von 250.000 Euro – informierte.
Sie habe von Anfang an Zweifel an dem Stück gehabt, sagte Polittbüro-Leiterin Lisa Politt gestern zur taz, aber den Ankündigungen geglaubt, dass die Truppe „etwas anderes, Ernstes ausprobieren“ wolle. Sie sei „ergebnisoffen in die Voraufführung gegangen“, um festzustellen, dass es sich bei dem Stück um eine „Klamotte“ handelt und darin die Auseinandersetzung mit dem Stoff „nicht gelungen“ sei. Emmy Göring ... – Autor: Mirko Bott, Regie: Marcus Lachmann – ist eine Art Dinner for One-Variation um den 111. Geburtstag der Gattin des einstigen Reichsfeldmarschalls. Dass da der Führer aus dem argentinischen Exil anruft und Frau Göring in menschelnde Talkshows eingeladen wird, während TV-Historiker „Bibo Knopf“ am NS-Nachlass verdient, das mag man mehr oder minder amüsant finden. Ob solche Befassung mehr ist als ein bemühtes Skandälchen, am Ende gar für die Errungenschaft steht, in diesem Lande endlich wieder über Nazis lachen zu dürfen – derart vollmundig in etwa äußerte sich „Emmy“-Darsteller Christoph Dompke –, darüber hatte das Gericht nicht zu entscheiden. aldi