: Zeichen der Resignation? -betr.: "Das zwickt die zwar", taz vom 7.4.94
Betr.: „Das zwickt die zwar“, taz vom 7.4.
Gegen die aktuellen Sparzwänge für die Kultur haben die Bremer Kultureinrichtungen sehr wohl relativ geschlossen protestiert, wie zuvor von der taz auch berichtet, indem sie die Beteiligung an den Feierlichkeiten zum 3. Oktober gegenüber dem Rathaus abgesagt haben. Gewiß gibt es Zeichen der Resignation, wenn man selbst keine Reaktionen provozieren kann, wenn man eher als lästige Bittstellerin denn als eine Institution oder eine Initiative behandelt wird, die etwas Sinnvolles für die Öffentlichkeit tun möchte.
Zu dieser Stimmung trägt auch der „schleichende“ Charakter des Sparprozesses bei, der anscheinend radikale Einschnitte (und entsprechende Proteste) vermeidet, aber im weiteren Verlauf zu einem absoluten Stillstand der öffentlich geförderten kulturellen Aktivitäten führen wird. Am Beispiel der Volkshochschule: Wie soll man sich lange beim jetzigen Sparschnitt des Kulturressorts aufhalten, wenn im Arbeitsressort schon unübersehbar die Sparkeule der radikalen Kürzung der Landesmittel für Weiterbildung geschwungen wird?
Wollen die Kulturschaffenden irgendwie aktiv bleiben, dann braucht es Protest, aber auch die Weiterarbeit an halbwegs guten Programmen, die das Publikum bewegen, will man nicht einen ekelhaften Zustand heute schon vorwegnehmen, der sich mangels Mitteln in Bremen in absehbarer Zeit einstellen kann: die Beschäftigung der Kulturschaffenden mit sich selbst.
R. Bordorf
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