ZUSTELLUNG MIT SAUERSTOFFMASKE UND MESSGERÄT : Briefträger im Stresstest
von RUTH REICHSTEIN
Starwars-Fans hätten in den belgischen Straßen zurzeit richtig Spaß. Sie könnten ihr ganz eigenes Starwars-Abenteuer erleben und sich auf die Suche machen nach dem Helden Darth Vader. Mit etwas Glück würden sie den Bösewicht aus ihrer Lieblingsserie vielleicht sogar finden.
32 belgische Postboten tragen zurzeit in einer Montur ihre Briefe aus, die Ähnlichkeit hat mit dem Aufzug des Jedi-Ritters. Ihr Gesicht steckt hinter einer riesigen Maske, die ihren Sauerstoffverbrauch misst. Sie gleicht einer Sauerstoffmaske aus dem Flugzeug, die mit vier breiten schwarzen Bändern am Hinterkopf befestigt ist. Am Arm tragen sie ein weiteres Band mit einem Minicomputer, der all ihre Bewegungen und Schritte protokolliert und aufzeichnet. Eine andere Maschine registriert gleichzeitig die Herztätigkeit.
Diese Erscheinung hat nichts mehr zu tun mit dem netten Postboten von nebenan, der in kurzen Hosen und T-Shirt auf dem Fahrrad angeradelt kommt.
Leider ist der Grund für die neue Ausstattung der belgischen Briefträger weniger zukunftsweisend, als es die Anlehnung an den Starwars-Helden vermuten lässt: Die belgische Post will die Laufstrecken der Postboten verlängern. Zurzeit laufen sie rund sechs Kilometer täglich und klappern 800 Briefkästen ab. Demnächst sollen sie aber nicht nur am Vormittag, sondern den ganzen Tag Briefe verteilen. Und damit dabei nicht irgendwann ein Mitarbeiter zusammenklappt, lässt die Post genau messen und ausrechnen, wie viel Mehrbelastung den Briefträgern zuzumuten ist und wie ihr Herz und ihre Lungen auf die Mehrkilometer reagieren.
16 Männer und 16 Frauen machen freiwillig mit bei dem Experiment, das in ganz Belgien noch zwei Monate läuft. Sie arbeiten schon jetzt den ganzen Tag – entweder draußen oder aber im Büro beim Sortieren der Briefe.
Nach Ablauf der Probezeit werden die Daten von Wissenschaftlern von der Freien Universität Brüssel ausgewertet. Ob die Post sich tatsächlich nach den Erkenntnissen der Forscher richtig wird, weiß heute keiner.
Einige Briefträger bezweifeln schon jetzt den Sinn der Aktion. Schließlich sei die Arbeit im Herbst weniger anstrengend als im Hochsommer oder im Winter. Deshalb seien die Daten sowieso nicht zuverlässig. Vielleicht sollten sich die Postboten, wenn die Neuorganisation ihrer Arbeitszeit kommt, an Darth Vader wenden. Der kann ihnen dann eine Portion seiner übersinnlichen Kräften abgeben.