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Archiv-Artikel

Wochenübersicht: Lautsprecher Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Rechtsradikalismus in Reinickendorf, Villa Kunterbunt,Thurgauer Str. 66, Sa, 18 Uhr

Herbert Marcuse ist seit der vergangenen Woche in Berlin, seine Asche ruht nun ihn unmittelbarer Nähe der Gräber von Hegel und Fichte. Fichte! Musste man ihm das antun? Wahrscheinlich. So oder so scheint Berlin daraufhin derart links geworden zu sein, dass alle, Bankenskandal hin und Sozialabbau her, sich in die Sonne legen dürfen, bei dem ewigen Film Michael Moores – der bei den meisten Linken inzwischen das Denken ersetzt – oder gar bei Pippi-Langstrumpf-Filmen (hihi!) Cocktails schlürfen und sich für aufrechte Szene halten. Einigen Wackeren allerdings ist es aufgefallen, dass bei der so genannten „Affäre Friedman“, die ja nach seiner Presseerklärung und seinen Rücktritten gemeinhin als „abgeschlossen“ gilt, sich die Leute doch endlich mal erlaubt haben, zu sagen, „was alle denken“. Und so wurde aus dem Fernsehmoderator ganz schnell der „Lackel“, der Kokain genommen hat und zu Prostituierten ging, was leider alle tun, bei ihm aber ein Großskandal war. „Einer, der so zu Unrecht beschädigt und durch die Gosse gezogen wurde, muss sich fragen lassen, was mache ich eigentlich in diesem Land?“, sagte der ehemalige Kulturstaatsminister Michael Naumann. Das fragt man am Donnerstag auch im Saal der Jerusalem-Gemeinde, Jörg Rensmann und Natascha Wilting referieren. Am Samstag lädt die Villa Kunterbunt zu einem Infoabend – der Rechtsradikalismus in Reinickendorf ist das Thema. Und damit eine Frage, die nicht ohne ist, da doch die meisten angesichts der Nazidichte in Bezirken wie Hellersdorf vergessen, dass auch in Charlottenburg, Steglitz oder eben Reinickendorf der Nazi nicht selten nebenan wohnt. Man gehe nur aufmerksam durch eine Straße, schaue in die Wohnungen und achte auf Reichskriegsflaggen – dann ist man erstaunt, wie viele, ganz offensichtlich organisierte Nazis in den Kiezen leben.

Diskussion bei der Jerusalem-Gemeinde, Lindenstr./Markgrafenstr., Do, 19.30 Uhr