Wochenübersicht: Lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Lage in der Stadt
Am Dienstag wird im Café im Köpenick über den Antisemitismus gesprochen. Eine gute Sache. Doch schon die Ankündigung lässt einen zusammenzucken, wenn es dort heißt: „Schimpfwörter wie ‚du Jude!‘ sind längst wieder Alltag“. Jude ist kein Schimpfwort! Weiter heißt es: „Wir wollen eine kleine Einführung in die Kritik des Antisemitismus geben sowie einen Blick auf die Ursachen werfen (…) und warum der antisemitische Wahn in letzter Konsequenz nicht nur in Deutschland Jüdinnen und Juden mit dem Tod bedroht.“ Was heißt „in letzter Konsequenz“? Können die ReferentInnen zwischen eliminatorischem und „normalen“ Antisemitismus unterscheiden? Kennen sie die jüngsten Debatten? Es ist zu befürchten, dass sie dies nicht tun.Am Donnerstag ein anderes Ereignis, dass allerdings eher ein Schmunzeln hervorruft: „Berlinweit wird das Mauerstreifenbrachland wegsaniert“, erkennen die VeranstalterInnen betroffen und wollen mit „Volkxmusik“ nun den Mauerstreifen am Engeldamm für sich ergreifen. Na ja, warum nicht.Am Freitag dann jährt sich die Befreiung Berlins durch die Rote Armee. Von den diversen Feierlichkeiten empfehlen wir die Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus, die im „Haus des 21. April“ stattfindet, das als das erste befreite Gebäude Berlins gilt.Am selben Tag wird dann im La Casa über die Aktivitäten informiert, die die Rechten für den 7./8. Mai planen. Da der Aufstand der Anständigen im Parlament ja dazu geführt hat, dass kein Naziaufmarsch am Brandenburger Tor zustande kommt, hat sich das braune Jungvolk ein Alternativprogramm überlegt. Soweit bekannt, wird es hier vorgestellt. Und nachts schließlich wird im Pfefferberg an der Schönhauser Allee (ab 21 Uhr) auf Befreiungsbeats getanzt und so noch den Sowjets singend gedankt.