Wochenübersicht: Lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Am Donnerstag wird in der Galerie Olga Benario ein merkwürdiges Jubiläum gefeiert: „50 Jahre Bundeswehr – von der Wehrmacht zur humanitären Friedensarmee“. Wer nun aber glaubt, die wunderbare Neuköllner Galerie sei den Bündnisgrünen verfallen, irrt, denn der Referent Ralf Siemens von der Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär steht als Garant dafür, dass die Bundeswehr hier nicht zum Friedensengelheer verklärt werden wird. Zur gleichen Zeit wird im Kleinen Festsaal der Hackeschen Höfe auf einen Skandal hingewiesen, der den meisten gar nicht als ein solcher erscheint: Der allerorten mit Preisen überhäufte Film „Paradise Now“ zeigt nicht, wie vielfach behauptet, eine kritische Sicht auf den Suicidebomber, sondern affirmiert ihn vielmehr, indem die Israelis, die er zu sprengen droht, im Film nur als abstrakte, nichtmenschliche Macht dargestellt werden – ein Stereotyp des Antisemitismus. Der Filmwissenschaftler Tobias Ebbrecht wird über den Film sprechen und anschließen mit Ralf Schroeder über die „moderne Dramaturgie des Judenmordes“ diskutieren. Am Freitag wird in Kreuzberg gegen Abschiebungen demonstriert, mit der SPD wird vor dem Willy-Brandt-Haus jene Partei angegriffen, die nicht nur Anfang der 90er der Verschärfung der Asylgesetzgebung zustimmte, sondern die auch als Regierungspartei aktiv weiter abschiebt. Danach geht es nicht zur WASG-Zentrale, um gegen Oskar Lafontaine zu demonstrieren, der damals diesen „Asylkompromiss“ maßgeblich verantwortete, sondern auf den Pariser Platz, auf dem um 17 Uhr die Abschlusskundgebung stattfinden wird. Am Samstag wird in Marzahn die Kette der Antifa-Demos fortgesetzt, diesmal wird nicht versucht, eine NPD-Demo zu verhindern, vielmehr wird gegen Naziläden, rechte Musik und rechte Lifestyle-Label protestiert.