Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Jetzt hat man sich doch darauf geeinigt, dass die Vergangenheit überhaupt nicht mehr vorbeigehen darf und will sie im gleichen Moment entsorgen, als habe sie gar nicht stattgefunden. Wenigstens nicht so. Ein toller Trick, den Konjunktiv zum Indikativ zu biegen. Lässt sich am neuen Beatles-Album „Let it be“ hören, das ja naked in der Abmischung erschienen ist, wie es einst hätte erscheinen sollen. Also eine Vergangenheit behauptet, die es aber gar nicht gegeben hat (gab es die Beatles überhaupt?) … und angesichts solcher Umtriebe kann man gar nichts mehr retro schimpfen, auch wenn jetzt manche bei Ocker meinen, schon Ähnliches mal gehört zu haben. Bei New Order etwa. Im Kraftwerk der Achtziger wird von den Hamburgern etwas Zukunft abgestaubt, hübsche Songtitel haben sie auch wie „Mazdas of Rock“, selbst sind sie allemal das Mokick des Synthiepop mit einem Bekenntnis zur Disko, soweit es die (doch auch) Gitarren zulassen. Am heutigen Freitag mit dem Berliner Trio Teaser in der Kopierbar. Und der Montag ist der Hort der seltsamen Heiligen: Dass Ween drollige Zeitgenossen sind, die sich die Welt über Plattensammlungen neu sortiert erfinden, weiß man mittlerweile. Lupenreiner Country geht da genauso wie lupenreiner Kunstrock, und zurzeit gefallen ihnen wohl die Siebziger zwischen feistem Hardrock und 10cc-Leichtigkeit besonders gut, sie spielen im Maria. Aber gegen Deerhoof aus San Francisco klingen Ween noch launig aufgeräumt und abgeklärt. Das ist ein versponnenes Singen durch den Feenwald, durch den dann plötzlich eine Bande schroff geschrammelter Gitarren reitet, da fassen sich Avantgarde und Kindergarten zum Ringelpietz an den Händen, der sich taumelnd um diese drei Buchstaben dreht, also P-O-P. Geht gut. Geht jetzt. Geht nie vorbei. Und gleich wieder von vorn.