Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
„Regie: keine“ steht demonstrativ unter der Ankündigung der neuen Volksbühnenproduktion, Heiner Müllers zwischen 1958 und 1964 entstandenes Dreimännerstück „Philoktet“, ein Lehrstück über den Sieg verlogener Machtpolitik über die Moral. Die drei Männer, die sich Müllers berühmtem Drama nähern (in dem Heiner Müller übrigens auch seine eigenen Kämpfe mit der DDR-Obrigkeit verhandelt hat), sind Josef Bierbichler, Samuel Finzi und Dimiter Gotscheff. Letzterer ist noch in bester Erinnerung als Schauspieler bzw. Regisseur der gefeierten Koltès-Inszenierung „Kampf des Negers und der Hunde“. Regisseur Gotscheff wird nun als Philoktet zum ersten Mal als Schauspieler auf der Bühne stehen. Premiere ist am 9. Januar, dem Tag, an dem Heiner Müller 76 Jahre alt geworden wäre.Im Übrigen toben in dieser Woche die Berliner Tanztage über die Bretter der Sophiensæle: Mittwoch und Donnerstag ist im Festsaal die Uraufführung von Yvonne Hardts „BodyAttacksWords“ zu sehen. Im Hochzeitssaal sind Arbeiten junger Choreografen wie Lea Martini „Identity Sucks“ oder Florian Bücking „Z.W.E.I.“ zu sehen.Auf keinen Fall versäumen sollte man auch das heutige Gastspiel der israelischen Schauspielerin Smadar Yaaron. Doppelbödiger, tiefgründiger und intensiver kann sich auf der Bühne derzeit wohl niemand mit jüdischer Identität auseinander setzen als der Star des Acco Theater Centers in ihren berühmten und für ihre Tabubrüche gelegentlich auch berüchtigten Solos. Ihr neuer Abend „Wishuponastar“ handelt von der fatalen Liebesbeziehung einer Frau zu einem (Da- vid-)Stern und wird im Rahmen von Spielzeiteuropa im Haus der Berliner Festspiele uraufgeführt.Und am Samstag wird endlich das frisch renovierte Theaterhaus Mitte mit Dietrich Toellners Stück „Sphäre und Erdnuss“ wiedereröffnet.