Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
In dieser Woche kann man auf Berlins Bühnen zwei Versuche von Männern begutachten, den Überlebenskampf von zwei Frauen in einer Männerwelt zu beschreiben. Ausgangspunkt ist jeweils Schillers Königinnendrama „Maria Stuart“, in dem zwei Frauen miteinander einen tödlichen Kampf um Macht, Religion und natürlich die Liebe eines Mannes führen. Die schottische Königin Maria kämpft mit den klassischen Waffen der Frau, während die englische Königin Elisabeth mit denen der Männer kämpft. Natürlich gewinnt Elisabeth, doch weil auch Schiller ein Mann war, lässt er Elisabeth nicht wirklich siegen. Zwar endet die schöne Maria auf dem Schafott, aber Elisabeth darf ihren Triumph nicht genießen. Sie bleibt einsam zurück, vom Hass gegen die attraktive Rivalin zerfressen. Denn der Mann, den sie liebt, will nichts von ihr wissen. In der Schaubühne inszeniert der belgische Regisseur Luc Perceval den berühmten Zickenkrieg, seit dieser Spielzeit Hausregisseur am Lehniner Platz. Am bat-Studiotheater hat sich Philip Stemann der Sache angenommen, der bereits an Dresdener tif gearbeitet hat. Versöhnlicher geht es in den Sophiensælen zu, wo eine der ältesten Sophienseelen, nämlich der Schauspieler und Regisseur Lajos Talamonti, jetzt sein neues Projekt „Superposition. Eine Wissensgesellschaft“ vorstellt, das sich ab Donnerstag in gewohnt verschrobener Poesie mit tiefsten Mensch- und Wahrheitsfragen befasst – unter besonderer Berücksichtigung des Wunders des Lebens. Spezialtipp der Woche ist die Inszenierung der Filmschauspielerin Idil Üner, die Igor Bauersimas Teenager-Internet-Selbstmord-Drama „Norway. Today“ im letzten Jahr zuerst an Berlins türkischsprachigen Tiyatrom herausgebracht hat. Üners zweite Theaterarbeit wird jetzt im Rahmen des Festivals „Beyond Belonging. Migration“ im HAU 3 zu sehen sein.