: Wie Winterspaziergänger Psycho-Müll für die Mitmenschen
■ Gelungene Produkte der Kulturförderung: unter dem Motto Northern Lights präsentieren die norwegischen Kulturtage Ausstellungen, Filme und Konzerte
Das Land hat hierzulande eine gute Presse, von mißlichen Botschaften über Robbenjagd und Walfänger einmal abgesehen. Norwegen verkörpert symbolhaft spätestens seit den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer Dinge wie eine saubere Natur, schöne Farben, Wohlfahrtsgesellschaft.
Popkulturell gesehen verbindet sich für die modernen Menschen der sechziger Jahre mit diesem Land vor allem eine Sängerin: Wencke Myhre, eine Art Prä-Girlie, ohne daß der Begriff damals verwandt worden wäre. Später kam die Gruppe A-ha hinzu, die den Ruhm ihres Landes in der Bundesrepublik mehrte. Musiker wie Jan Garbarek, Karin Krogh oder Terje Rypdal sind Jazzer, die sich auch international einen guten Ruf erarbeiteten.
Von Freitag an gibt es unter dem Titel Northern Lights – Norwegische Kulturtage auf Kampnagel Gelegenheit, Musik, bildende Kunst und das Kino des zeitgenössischen Norwegen kennenzulernen. Das Programm hat Format und wäre, würde es in Norwegen veranstaltet, Wochen zuvor ausverkauft. Zu sehen sind beispielsweise drei Filme, die allesamt preisgekrönt sind – rührend dabei vor allem der Film Zehn Messer im Herzen, eine Hommage an ein Kind, das langsam jugendlich wird und kaum realisiert, wie ihm dabei geschieht. Nennenswert natürlich auch die Ausstellung der Bildhauerin Tove M. Traavik, der Fotografin Bente Geving und des Malers Kjell Nupen – alle drei eint, daß sie in ihre Werke die üppige Natur Norwegens einfließen lassen.
Die Perlen des Programms sind allerdings die Konzerte. Die Säng-erin Sidsel Endresen beginnt den Reigen zusammen mit Bugge Wesseltoft. Darüber hinaus gastieren während des Festivals noch Künstler wie Ketil Bjørnstad, die Brazz Brothers, Arild Andersen, Kirsten Braten Berg, Knut Reiersrud und die Gruppe Farmers Market. Allesamt wurden sie schon früh aus diversen – dank norwegischer Atlantikölquellen üppig gefüllten – staatlichen Kulturfonds gefördert, um nicht nur Musik spielen zu müssen, die sich sklavisch an den Main-stream europäischer Hitparaden anlehnt.
Am 9. Mai kommt zudem – neben der Königin Sonja – die einzige Dame Norwegens nach Hamburg zu Besuch: die Kulturministerin Ase Kleveland. Die frühere Sängerin, die schnelle Autos liebt und stets ladylike gekleidet an die Öffentlichkeit tritt, sang in den Sechzigern Schlager und erreichte mit der Ballade Intet er nytt unter solen immerhin den 3. Platz beim Grand Prix d'Eurovision 1966. Ein Jahrzehnt später gab sie Politsongs wie die Schmetterlinge aus Österreich, dann vorwiegend sozialdemokratische Politikerin. Die Frau ist nach wie vor ein Ereignis, aber das nur so nebenbei. Jan Feddersen
Di, 7. Mai: Endresen Wesseltof Duo und Ketil Bjornstad & Group / Mi, 8. Mai: Brazz Brothers und Arild Andersen Group / Do, 9. Mai: Knut Reiersrud & Band und Farmer's Market, jeweils 20 Uhr, Kampnagel, k6
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