Wer schützt das Sozialamt vor dem Sparzwang? : Der Fall Kevin hatte System
Beobachter des Untersuchungsausschusses Kevin haben ab und an darüber spekuliert, ob am Ende die Schuld für die schlimme Kindesmisshandlung von Staats wegen nur den kleinen Mitarbeitern angelastet werden.
Kommentar von Klaus Wolschner
Nach dem gestrigen Vernehmungstag sind solche Befürchtungen gegenstandslos. Da ist eine Referatsleiterin mit einer Klarheit und einem beeindruckenden Engagement aufgetreten. Und einer bewundernswerten Vorstellung von der Aufgaben einer Führungskraft. Und nachdem sie den Ausschuss auf diese Weise für sich eingenommen hatte, beschrieb sie die politisch gewollte Struktur, die die Sozialarbeit in Bremen vor die Hunde gehen ließ. Selbst der Amtsleiter, den sie für seinen Job „gehasst“ habe, habe eben nur perfekt funktioniert für seine Auftraggeber, erklärte sie dem Ausschuss. Der Ausschussvorsitzende war so perplex von diesem Vortrag, dass er nur kurz meinte: „Ich habe keine Fragen mehr.“
Noch hat niemand ausgerechnet, was das Wort des Bürgermeisters „Auf Geld darf es nicht ankommen“ in der Umsetzung durch die Sozialzentren in den letzten Monaten gekostet hat. Die Stunde der Wahrheit für die Parlamentarier kommt aber, wenn der Sozialhaushalt 2007 um den erforderlichen Betrag korrigiert werden muss.