Wenn Nazis investieren : Reinrassiger Preiskampf
Man kann den ehemaligen Hotelier verstehen, der jetzt seine Immobilie in bester Lage an eine rechtsextreme Stiftung verscherbeln will. Seit einem Jahr ist sein Haus pleite, dem Verfall preis gegeben – und als Hotel unverkäuflich geworden. Zu recht hat sich niemand gefunden, der satte 3,4 Millionen Euro in eine marode Herberge in lärmender Umgebung investieren will. Ein Preis, den das Haus schon lange nicht mehr wert sein dürfte. Es sei denn, man ist Nazi.
Kommentar von Jan Zier
Immer wieder ziehen die Rechtsextremen durch die Lande, stets auf der Suche nach geeigneten Immobilien. Und sie zahlen einen hohen Preis, wenn sie dafür eine sichere Bleibe für ein „Schulungszentrum“ oder ihre „Fruchtbarkeitsforschung“ finden. Einen Preis, den der Markt nicht hergibt. Und der genau deshalb gezahlt wird. Manch klammer Hausbesitzer mag da gerne über den braunen Stallgeruch seiner Geschäftspartner hinweg sehen.
Die Stadt Delmenhorst könnte das teuer zu stehen kommen. Was dem Hotelier freilich nur allzu recht wäre. Zu lange haben die Stadtoberen den Besucherströmen den Vorzug gegeben vor Hotelgästen. Wollen sie jetzt noch verhindern, dass vor ihren Augen sich die Neonazis breit machen – in Sichtweite des Rathauses –, dann werden sie investieren müssen. Wenn der öffentliche Druck groß genug ist.