: Weit über das Medizinische hinaus -betr.: "Dankbar sein", taz vom 17.2.96
Betr.: „Dankbar sein“, taz vom 17.2.
Aus der gekürzten Wiedergabe des von mir Gesagten kann der Ein- druck entstehen, wir würden uns um unsere transplantierten Patienten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus „herzlich wenig kümmern“. Dem ist aber nicht so. Wir behandeln in einer der Klinik angeschlossenen Ambulanz unsere Patienten gemeinsam mit den niedergelassenen Kollegen weiter. Das besondere „enge“ Verhältnis zwischen Arzt und chronisch krankem Patienten, führt zwangsläufig dazu, daß viele persönliche Probleme des Kranken in die ärztliche Behandlung einfließen; angefangen bei gutachterlichen Stellungnahmen zu Fragen der beruflichen Rehabilitation oder Berentung bis hin zu allen nur erdenklichen „Alltagsproblemen“.
Wenn die Patienten aus der stationären Behandlung entlassen worden sind und wir sie nur noch in Abständen sehen, kümmern wir uns um die Probleme unserer Patienten, mit denen sie sich nicht an uns wenden, „herzlich wenig“. Wohl wissend um Ängste, z.B. vor einer Abstoßung, sprechen wir sie von uns aus – ohne direkten Anlaß – nicht an, sondern gehen von dem Umstand aus, daß es den meisten Menschen gelingt, sie selbst zu besiegen. Katharina Grosse
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