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Archiv-Artikel

Weil die Weichen nicht gestellt sind

betr.: „Umweltbewusstsein. Das Ende der Ökobewegung“, Kommentar von Bernhard Pötter, taz vom 30. 9. 04

Das Ökoschwein in dir selbst zu erkennen, ist eines. Die gesellschaftliche Weichenstellung ist ein anderes.

Beispiel Bahnfahren. Solange Bahnfahren schlicht teurer ist als Autofahren, wird es hier zwar vielleicht ein schönes Umdenken geben, aber kaum ein konkretes Umhandeln, zumal in Zeiten knapper Kassen. […] Wie wir vielleicht aus Pisa & Co gelernt haben: Sorgfältige Analyse ist alles. Warum heißt es „Die Bahn (sei) keine Alternative zum Auto“? Weil die Weichen nicht gestellt sind dafür. Warum nicht? Weil es niemanden zu interessieren scheint, warum es so ist.

Wenn man analysieren würde, ob vielleicht Unabhängigkeit am Start und am Zielort sowie die eigenen vier Räder eine rundweg positive Bilanz haben, jedoch der Stress langer Autobahnfahrten eine eher negative, könnte manfrau zu dem Schluss kommen, dass Huckepack- und Kombisystemen die Zukunft gehört – in Kombination mit einer Preisgestaltung, bei der ebenso wie beim Auto der Preis sinkt, je mehr Personen gemeinsam das Angebot nutzen. Gut aufgepasst, Herr Mehdorn & Co.: Wenn eineR fährt, kostet das Ticket 100 Euro, wenn zwei zusammen fahren, kostet das Ticket für beide zusammen 100 Euro, 50 Euro für jeden. So sind die Fahrpreise beim Auto.

Wer echte Konkurrenz betreiben will, muss dem Gegner knallhart den Rang ablaufen. Das Auto fährt dabei auf dem Kombiwaggon mit – ohne Mehrpreis. Die kostenlose FAZ liegt im Abteil für mich bereit. Ich würde nie wieder auf eine Autobahn rollen. Na ja, auf jeden Fall dann nicht, wenn auch die taz im Zug ausliegt.

Hier hätte das Wort Flexibilisierung einmal eine rundweg positive Bedeutung. Wie wäre es also mit einer echten Bahnreform? Aber anstelle dessen gibt es satten Reformstau – auf den Autobahnen und in den Stadtgebieten. KOLIA GRUBER, Berlin

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