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Archiv-Artikel

Wege zum Pass Am besten einen Opa aus Palermo

ROM ■ Man muss sie mit der Lupe suchen: die Zuwanderer, die in den letzten Jahren in Italien eingebürgert wurden. Zwar spendierte die Regierung seit dem Einbürgerungsgesetz von 1992 hunderttausende italienische Pässe an Ausländer – die aber gingen praktisch komplett an die Nachfahren italienischer Auswanderer in Argentinien oder Australien. Ohne auch nur ein Wort Italienisch zu können, ohne je den Fuß nach Italien gesetzt zu haben, können sie die Staatsbürgerschaft beantragen, wenn sie einen Opa oder eine Oma aus Palermo aufweisen.

Viel schwerer haben es dagegen die Immigranten, die in Italien selbst leben. Legal sind etwa 2,5 Millionen Ausländer im Land, dazu kommen noch einmal geschätzte 500.000 „Klandestine“. Doch im Jahr 2003 – dem letzten, für das Zahlen vorliegen – wurden gerade einmal 13.400 Ausländer „naturalisiert“. Noch der einfachste Weg ist dabei die Eheschließung: 11.300 Menschen kamen per Heirat mit einem italienischen Partner an die Staatsbürgerschaft. Die anderen dagegen, die einfach den Antragsweg beschreiten, müssen erstens seit zehn Jahren ununterbrochen legal im Land leben, zweitens ein „ausreichendes Einkommen“ nachweisen – drittens aber bleibt es dann immer noch im Ermessen des Innenministeriums, ob es den Antrag bewilligt. So waren es nur 2.100 Menschen, deren Antrag im Jahr 2003 angenommen wurde. Die meisten, die ursprünglich illegal ins Land gelangten, dann in einer der Legalisierungswellen doch eine Aufenthaltserlaubnis bekamen, erfüllen die zeitlichen Voraussetzungen nicht; wer es doch tut, scheitert an der Einkommenshürde. Sprach- und Kulturtests braucht es da nicht; diese sind auch gar nicht gewollt: Wie sonst könnte man all die Auslandsitaliener, die von Italien null Ahnung haben, mit einem Pass beglücken? MICHAEL BRAUN