Was tun in Hamburg? :
■ Fr, 30. 5., 21 Uhr, Fabrik
Dub-Pionier
Exzentrisch ist Lee „Scratch“ Perry nicht nur im Umgang mit Plattenspieler, Mischpult und Effektgeräten: Im schweizerischen Einsiedeln, wo Perry seit 20 Jahren lebt, gilt der 76-jährige Ska-, Reggae- und vor allem Dub-Pionier als buntester Hund und verrücktester Paradiesvogel: Gern in schillernde CDs gewandet, stolziert der „Salvador Dalí des Dub“ durchs Dorf. Schließlich hallt bis heute durch alle aktuelle Tanzmusik, was er einst gemeinsam mit King Tubby erfunden hat, als der Künstler plötzlich an den Reglern saß. Am Ende jedenfalls sind alle ordentlich durchgeknetet und wissen genau, was Perry meint, wenn er erzählt, dass er einst nur vier Spuren auf Tonband und „zwanzig weitere von der außerirdischen Truppe empfangen“ hat.
■ Di, 27. 5., 20 Uhr, Kampnagel + Mi, 28. 5., 19 Uhr, Istituto Italiano di Cultura
Guter Dissident
Dass die europäische Demokratie nur ein bürokratischer Prozess sei, der der Logik des Kapitalismus unterworfen sei, nannte er schon in den 1970er-Jahren „das schamlose Formale der Demokratie“. Wie weitsichtig die Filme und Texte des italienischen Filmemachers und Publizisten Pier Paolo Pasolini in Bezug auf aktuelle Diskussionen über die Situation Europas waren, darüber kann man sich dieser Tage umfassend informieren. Bereits seit Anfang des Monats ist im Metropolis-Kino in Kooperation mit dem Laika Verlag eine dreimonatige Retrospektive seiner Filme zu sehen. Am Dienstag wird die politische Aktualität Pasolinis im Rahmen der Reihe „Babylonia – Be a good dissident“ auf Kampnagel diskutiert, auf dem Podium sitzen der Politologe Giorgio Galli, Roberto Chiesi vom Centro Studi-Archivio Pasolini, die Literaturwissenschaftlerin Gesine Hindemith, der Rechtswissenschaftler Costas Douzinas sowie die Publizistin Christiane Müller-Lobeck. Einen Tag später wird Giorgio Gallis aktuelles Buch „Pasolini. Der dissidente Kommunist“ im Istituto Italiano di Cultura vorgestellt, das in Kürze im Laika Verlag erscheinen wird.
■ Sa, 24. 5., 22 Uhr, Hafenklang
XOXO
Unter dem Motto „Tender to all gender“ widmet sich das Hamburger Magazin Hugs & Kisses seit sieben Jahren der ganzen Bandbreite queerer Kultur abseits des Mainstreams von Kunst über Filme, Bands, Magazine bis Comics. Traditionell wird ein Teil der Druckkosten mit einer Party finanziert. Eine neue Ausgabe gibt es zwar nicht, gefeiert wird am heutigen Samstag aber trotzdem. Auf der Bühne stehen die Berliner Grrrl-Punks Respect My Fist, um die passende Musik für den Tanz danach kümmern sich die Herausgeberinnen Miss van Biss und Julie Wood sowie yesbutno und Gevatter Stock.
■ Fr, 30. 5., 20 Uhr, Rolf-Liebermann-Studio
Unartig am Klavier
Den „unartigen Jungs“ unter den Klavierkomponisten hat sich das Klavierduo Grau-Schumacher schon mal sehr erfolgreich gewidmet. Damals gab es unter anderem anderem zum ersten Mal Steffen Schleiermachers Hommage „Wund-Gestein“ an den Maler und Grafiker Gerhard Altenbourgh zu hören. Am Freitag sind Andreas Grau und Götz Schumacher nun mit der Fortsetzung von „Bad Boys on the Piano“ im Rolf-Liebermann-Studio zu Gast, auf dem Programm stehen unter anderem Frederic Rzewskis Industrieanlagen-Klavierporträt „Winnsboro Cotton Mill Blues“, Steve Reichs „Piano Phase“, eine Uraufführung von Philippe Manourys „Turbulences“ sowie György Ligetis Klavierzyklus „Monument/Selbstportrait/In Bewegung“. Und eine kleine Überraschung: Franz Liszts „Les Préludes“. MATT