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Warschauer Pakt löst sich militärisch im nächsten Jahr auf

Budapest (dpa) — Der stellvertretende sowjetische Außenminister Juli Kwizinski hat sich angesichts des politischen Wandels in Europa für die stufenweise Auflösung des Warschauer Paktes ausgesprochen. Kwizinski, der sich zur Unterzeichnung des internen Rüstungsabkommens des Warschauer Paktes in Budapest aufhielt, erklärte dem ungarischen Rundfunk am Samstag abend, das Militärbündnis werde sich noch im kommenden Jahr, parallel mit dem Zustandekommen eines neuen europäischen Sicherheitssystems, in ein politisches Beratungsorgan umgewandelt haben.

Über den Zeitplan dieser Umwandlung soll auf der nächsten Gipfelkonferenz der sechs Warschauer- Pakt-Staaten diskutiert werden. Dieses Treffen sollte ebenfalls an diesem Wochenende in Budapest stattfinden; es wurde auf sowjetisches Ersuchen verschoben, soll aber nach Angaben Kwizinskis noch in diesem Jahr stattfinden.

Wie sich bis zur Umwandlung die militärische Zukunft des Bündnisses gestalten soll, ist noch völlig unklar. Fest steht lediglich, daß Ungarn nicht mehr an gemeinsamen Manövern teilnehmen wird. Das bestätigte der ungarische Außenminister Geza Jeszenszky vor Journalisten in Budapest.

Bei dem Treffen in Budapest hatten die Außenminster der Pakt-Staaten ein Abkommen zur Festlegung der Obergrenzen bei schweren Waffen unterzeichnet, die künftig jedem Land des Paktes im Rahmen der Ost- West-Vereinbarungen über die konventionelle Abrüstung in Europa zustehen. Nähere Einzelheiten waren nicht bekannt. Das Abkommen regelt aber die Kontingente der einzelnen Länder bei Panzern, gepanzerten Fahrzeugen, Artillerie, Kampfflugzeugen und Kampfhubschraubern. Nach nichtoffiziellen Informationen sollen bei Panzern auf die Sowjetunion 13.150, Ungarn 840 und die CSFR 1.400 Stück entfallen. Über die übrigen Länder wurde nichts bekannt.

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