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„Warnrufe für Zukunft und Gegenwart“

■ Kultursenatorin Christina Weiss im Interview

taz: Frau Weiss, welchen Stellenwert hat das Museum der Arbeit für Sie in der Hamburger Museumslandschaft?

Christina Weiss: Das Museum der Arbeit ist eine ganz wichtige und längst überfällige sozialhistorische Ergänzung. Es wird seine Hauptaufgabe darin haben, der Geschichte der sozialen Veränderungen nachzuspüren – in den Wohnverhältnissen der Bevölkerung zum Beispiel oder auch, ganz wichtig, in den Geschlechter-Beziehungen. Es soll aufarbeiten und reflektieren, wie Gesellschaft und Technik sich geändert und wechselseitig beeinflußt haben.

Ein Museum des Alltags also, des scheinbar Alltäglichen und damit auch für den Alltag?

Ja, sozusagen als Gedächtnis der gesellschaftlichen Entwicklungen. Aber das Museum wird nicht nur die Menschen an ihre Wurzeln erinnern, es wird auch Zeichen und Warnrufe für Gegenwart und Zukunft erarbeiten.

Im Herbst 1996 soll die offizielle Eröffnung sein. Werden Sie in den künftigen Kulturetats dafür zusätzliche Mittel bereitstellen?

Das Museum hat zur Zeit einen jährlichen Sachmittel-Etat von etwa einer Million Mark. Einmalige Sonderzuweisungen zur Eröffnung sind nicht das Problem, wichtiger sind die Folgekosten für die Jahre danach. Da haben wir Erhöhungen vorgesehen, die sind jetzt aber noch nicht zu beziffern. Das steht natürlich auch immer im Zusammenhang mit der allgemeinen Finanzlage der Stadt.

Das bedeutet, daß der Umbau der „Alten Fabrik“, die ab 1996 im 3. Bauabschnitt zum Herzstück des Museums ausgebaut werden soll, noch in den Sternen steht?

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es dafür noch keine Festlegungen. Über den Umbau der „Alten Fabrik“ können wir endgültig erst zum Zeitpunkt der Museumseröffnung oder kurz davor entscheiden.

Bei den Senats-Beratungen für den Haushalt 1997?

Ja, in etwa. Das hängt auch damit zusammen, daß man die „Alte Fabrik“ und das Freigelände als Einheit betrachten muß. Zumal es da auch noch etliche städtebauliche Aspekte zu berücksichtigen gibt...

Sie meinen die Pläne, am Osterbek-Kanal ein Wasser-Rückhaltebecken zu bauen, dort, wo das Museum das historische Industriekanal-Ufer wiederherstellen möchte?

Man kann das Museum nicht isoliert von der städtebaulichen Entwicklung in dem Gebiet betrachten. Es mag auch noch andere Modelle geben als die bislang diskutierten. Denkbar ist auch die Suche nach Partnern für die Gestaltung des Freigeländes...

Höre ich da das Zauberwort „Sponsor“?

Denkbar ist vieles.

Im Stichwortverzeichnis des offiziellen „Hamburg-Handbuchs“ des Senats wird lediglich ein „Museum für Arbeit“ geführt. Ein Indiz dafür, daß die Akzeptanz des Museums gerade auch in Regierungskreisen verbessert werden kann?

Steht das da wirklich? Ich notiere mir das und werde das ansprechen. Aber die Akzeptanz des Museums ist bereits sehr viel besser geworden, und sie wird sich nach der Eröffnung noch erheblich erhöhen.

Also kein Grund für politische Rückschlüsse?

Ich denke, das wäre reichlich übertrieben.

Fragen: Sven-Michael Veit

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