: Walesa stetzte sich durch - Mazowiecki zieht den kürzeren
Warschau (afp) - Die „Bürgerkomitees“, die politischen Vertretungen der polnischen Gewerkschaft Solidarität, werden sich nicht zu einer landesweiten Vereinigung zur Unterstützung der Regierung Mazowiecki zusammenschließen. Die 75 Vertreter der Bürgerkomitees, die am Sonntag in Warschau über diese Frage debattiert hatten, verzichteten schließlich auf eine Abstimmung darüber, nachdem sich bereits am Vortag rund 170 Repräsentanten der Komitees gegen einen derartigen Zusammenschluß ausgesprochen hatten. Damit konnte sich Gewerkschaftsführer Lech Walesa im Kampf um die Kontrolle über die Bürgerkomitees gegen Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und seine Anhänger durchsetzen.
Die 75 Delegierten verabschiedeten am Sonntag lediglich eine Resolution, in der sie Mazowieckis Politik unterstützen, gleichzeitig aber den Regierungschef auffordern, die „Beseitigung der Folgen des kommunistischen Regimes“ zu beschleunigen. Sie appellierten an Mazowiecki und Walesa, sich so schnell wie möglich auf ein gemeinsames Vorgehen in dieser Frage zu einigen. Am vergangenen Wochenende war es auf einer Konferenz der Bürgerkomitees zu heftigen Wortgefechten zwischen den Anhängern Walesas und den Befürwortern der Politik von Mazowieckis gekommen. Daraufhin hatten 64 Intellektuelle, darunter so bekannte Politiker wie der Fraktionsvorsitzende des Bürgerklubs, Bronislaw Geremek, und der Sejm-Abgeordnete und Chefredakteur Adam Michnik, in einer öffentlichen Erklärung die Ausrichtung der Bürgerkomitees in Richtung einer Regierungspartei gefordert. Die Befürworter einer Föderation der Bürgerkomitees sind mit ihrer Initiative am Wochenende vorerst gescheitert.
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