WOCHENÜBERSICHT BÜHNE: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Sie war das Kind rumänischer Zirkusartisten, die Schriftstellerin Aglaia Veteranyi, die mit ihrer Familie als Kind aus Rumänien in die Schweiz geflohen war. Sprachmächtig und verzweifelt hat sie dort ihr kurzes Leben lang versucht, mit ihren Texten und den darin explodierenden Bildern die Abgründe, die sie bedrohten, zu benennen. Am eindringlichsten in ihrem autobiografisch grundierten Roman „Wenn das Kind in der Polenta kocht“, von dem es im Ballhaus Rixdorf ab Samstag eine Theaterfassung zu sehen gibt, die Florian Sattler inszeniert hat. 2002 hat sich Aglaia Veteranyi, wenige Wochen vor ihrem 40. Geburtstag, im Zürichsee ertränkt. „Für alle reicht es nicht“ heißt das neue Stück des jungen Dramatikers Dirk Laucke – Szenen aus unserer höchst prekären Gegenwart, vergangenen Herbst in Dresden uraufgeführt und nun für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert. In der Box des Deutschen Theaters hat die dreißigjährige Sabine auf der Heyde das Stück jetzt inszeniert. Premiere am Samstag. Dass in so schlechten Zeiten wie diesen auch ein Dramatiker wie Bertolt Brecht wieder gespielt werden muss, treibt so manche Dramaturgietage um. Nun wagt sich in der Schaubühne die 1974 geborene Friederike Heller (die als Chefdramaturgin außerdem die Nachfolgerin von Jens Hillje ist) an das Paradestück des epischen Theaters „Der gute Mensch von Sezuan“, das unter anderem auch die Ideale der Aufklärung vom Kopf auf die Füße stellt, in dem es nach den ökonomischen Bedingungen dieser Ideale fragt. Noch bis zum 2. Mai ist im English Theatre in Kreuzberg außerdem Sam Shepards 1979 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnetes Stück „Burried Child“ zu sehen, das eine Inzestgeschichte aus dem amerikanischen Mittelwesten erzählt: ein schauriges Sittenbild, das gut in die gegenwärtige Missbrauchsdebatte passt.

■ „Wenn das Kind in der Polenta kocht“: Ballhaus Rixdorf, ab Sa.

■ „Für alle reicht es nicht“: Deutsches Theater, Box, ab Sa.

■ „Der gute Mensch von Sezuan“: Schaubühne, ab Mi.