WILLY-BRANDT-HAUS : Mit Nelken in den Gewehren: der portugiesische Militärputsch von 1974
Der 1. Mai sollte an unzählige Aufstände und Revolutionen erinnern. In Berlin hat er sich eher zu einer Mischung aus Volksfest und Castorf-Meeseische-Inszenierung entwickelt, bei der der Riesenpimmel immerhin noch zu einer nicht zu hundert Prozent klaren Zeit umfällt. Die Bühne ist aber eben doch akkurat abgesteckt. So wie die Positionen, die in den letzten Jahren Rechtsradikale in den Akt einbeziehen müssen. Da der SPD-Senat und die vermeintlichen RevolutionärInnen sich weitestgehend arrangiert haben, tragen die Nazis auf zynische Art zur „revolutionären“ Belebung dieser Festspiele bei.
In der SPD-Zentrale, dem Willy-Brandt-Haus, wird derweil eines Umsturzes gedacht, der 1974 eine sogenannte Demokratisierungswelle in Europa auslöste: Der Nelkenrevolution folgte noch im selben Jahr der Sturz des Obristenregimes in Griechenland und das Ende des Franquismus in Spanien 1975. In den 80er Jahren folgten der Osten und entledigte sich nach und nach immer mehr diktatorischer Strukturen, ein Prozess, der andauert. Der Fotograf Michael Ruetz hat Mitte der Siebziger Mario Soares, den Parteiführer der Portugiesischen Linken, Chef der 1973 in Bad Münstereifel bei Bonn gegründeten Sozialistischen Partei (PS), bei dem Wechsel zu einer parlamentarischen Demokratie begleitet. Am 25. April 1975 fand die erste freie Wahl zu einer Verfassunggebenden Versammlung statt, ein Jahr später die erste Parlamentswahl. Diesem Mario Soares ist nun diese Ausstellung gewidmet. MJ
■ Eröffnung: 24. April, 19.30 Uhr, bis 1. Juni, Di.–So., 12–18 Uhr, Einlass nur mit Personalausweis, Stresemannstr. 28