WEIN & GLAS COMPAGNIE : Vom poststudentischen Projekt zum Who’s who der deutschen Spitzenwinzer
VON MICHAEL PÖPPL
Im alten Westberlin schossen einst die Kollektive wie Pilze aus dem Boden: Druckereien, Kneipen, Handwerksbetriebe oder Weinläden wurden gemeinschaftlich organisiert. Nur wenige haben, zumeist in anderer Form, überlebt. „Die Wein & Glas Compagnie war 1976 ein poststudentisches Projekt von arbeitslosen Stadtplanern und Architekten“, wie Georg Mauer erzählt. „Der Weinverkauf war von Anfang an Grundlage des Geschäfts, die handwerkliche Verarbeitung von Glas kam nie richtig in die Gänge.“ Der Name blieb dennoch. Mauer kam knapp ein Jahr später zur Wein & Glas Compagnie. Ahnung vom Metier hatte er schon: Er stammt aus einer Winzerfamilie in Eltville im Rheingau und ist studierter Önologe. Aus dem einstigen Westberliner Kollektiv ist längst eine GmbH geworden, Georg Mauer und sein Kollege Wolf Steppat sind die Geschäftsführer.
Der Katalog der Wein & Glas Compagnie liest sich wie ein Who’s who der deutschen Spitzenwinzer: Egon Müller von der Mosel, Knipser aus der Pfalz oder Georg Breuer aus dem Rheingau. „Viele der Winzer, die wir von Anfang an in unserem Sortiment hatten, sind heute weltweit bekannt“, sagt Mauer. Seit vielen Jahren gilt das Geschäft nahe dem Prager Platz als führender Spezialist für deutsche Rieslinge sowie französische, italienische und österreichische Weine in Berlin. Das schätzen nicht nur Einzelhandelskunden, viele Restaurants und Hotels zählen zur Stammkundschaft der Compagnie, der hippe Pauly-Saal in Mitte, das alteingesessene Florian in Charlottenburg oder das gemütliche Drei Schwestern im Kreuzberger Betanienhaus ebenso wie die Sterneköche Daniel Achilles oder Tim Raue. „Bei uns haben alle Mitarbeiter eine akademische oder praktische Ausbildung, die mit Wein zu tun hat“, sagt Mauer und betont, dass die Ideen des damaligen Kollektivs die Firma bis heute prägen. „Wir sind zwar älter geworden, aber unsere Grundsätze wie das bewusste gemeinsame Arbeiten und den fairen Umgang miteinander haben wir beibehalten.“ Zwei Weine aus biologischem Anbau empfiehlt Mauer den taz-Lesern, zum einen den trockenen Riesling 2012 von A. Christmann, einen klassischen Pfälzer Riesling mit einem sanften Wiesenduft und leichten Fruchtnoten. Ein toller Tropfen, der Spaß macht: Auf der Zunge spielen ausgewogen frische Frucht, angenehme Säure und trockene Mineralität, rund und intensiv. Aus der Rotweinkollektion stellt Mauer einen Cuvée Tradition Faugéres aus dem Languedoc vor, fünf typische Reben der Region – Grenache, Carignan, Syrah, Cinsault und Mouvèdre – prägen diesen harmonischen Wein von 2012. Die noch junge Domäne Binet-Jacquet liegt an einem Ausläufer der Cevennen, deren kühle Winde, die mediterrane Sonne und die schieferdurchzogenen Böden verleihen ihren Weinen eine Hauch von Sommerblumen und einen komplexen Geschmack aus roten Früchten mit viel Frische.
■ Wein & Glas Compagnie, Prinzregentenstr. 2, 10717 Berlin-Wilmersdorf, Mo.–Fr. 10–18.30 Uhr, Sa. 9.30–16 Uhr, www.weinundglas.com ■ Angebot für taz-Leser: Bei Abnahme einer Kiste mit 12 Flaschen „Riesling trocken “ 2012 des Weinguts A. Christmann (0,75 Liter, 12,70 Euro) oder einer 12er-Kiste „Cuvée Tradition Faugéres“ 2012 der Domäne Binet-Jacquet (0,75 Liter, 12,60 Euro) gibt’s je eine Flasche gratis