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Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH ...die Made? Den Aufstand proben

Von US

Irgendwie wurmt uns das ja schon. Da werden seit einem Vierteljahrhundert tausende Lebewesen unter schrecklichsten Bedingungen zusammengepfercht, verhökert und abgestochen. Mitten in Berlin, mitten im Wedding. Und der Tierredakteur der Lokalredaktion? Pennt. Wir wollen den Kollegen mit dem Faible für Rassekatzen hier ja nicht öffentlich madig machen – aber in der Recherche war eindeutig der Wurm drin.

Der Skandal, den uns also die Agenturen zutragen müssen, spielt sich jedenfalls nicht im Geheimen, nicht hinter der gutbürgerlichen Fassade des „Angelhauses Koss“ ab, nein, er hängt vorne dran, nicht zu übersehen. Denn an die Hauswand hat Inhaber Otto Koss einen Madenautomaten geschraubt, und das ist jetzt genau 25 Jahre her. Hunderte unschuldiger Maden werden an der Tegeler Straße Wochenende für Wochenende eingesperrt, je 150 Stück pro Dose, den sicheren Tod vor Augen – zur Freude von Hobbyanglern, die auch am Sonntag Frischfleisch aufspießen können.

In dem Auffädel-Knast herrschen madenunwürdige Zustände, berichtet ein Mehlwurm, der sich am Landwehrkanal ins Ufergras schlagen konnte. Einige Aktivisten organisieren den Widerstand: Wo bisher nur wenige Wurmwitwen wehmütig wimmerten, sollen jetzt Madenmassen die Missstände öffentlich machen. Unter dem Motto „Vivé la Wurm“ planen sie berlinweite Apfelbesetzungen, Gedenkketten und vor dem Automaten ein tägliches Kriech-In. Wir bleiben dran. US FOTO: REUTERS

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