WAS MACHT EIGENTLICH ...der Taschendieb? : Sich selbst bescheren
Weihnachtszeit ist Konsumzeit. Der gemeine Berliner stürzt sich mit vollem Portmonee in die noch volleren Kaufhäuser und schmeißt mit Geld nur so um sich. Denn schließlich muss unterm Tannenbaum ein Sortiment prächtiger Geschenke glänzen. Doch leider stürzen sich auch die ganz gemeinen Berliner ins Getümmel – und erhaschen sich ihren Anteil am Geldumsatz. Denn Taschendiebe, weiß Kriminaldirektor Winfried Roll vom Landeskriminalamt zu berichten, finden dort beste Arbeitsbedingungen: „Dicke Winterkleidung ist für die Diebe günstig, weil die Opfer den Körperkontakt nicht so leicht spüren.“ Zudem seien die Geschenkesucher im Konsumrausch zu sehr abgelenkt „und achten nicht so auf ihr Geld“. Dann, so könnte man meinen, ist es doch auch egal, ob es in die Kassen der Großkonzerne oder die der kleinen Diebe fließt. Kriminaldirektor Roll aber warnt: Die Banden arbeiten mit Tricks. Während die Konsumobjektanbieter die Nochgeldbesitzer mit blinkendem Weihnachtsfirlefanz oder angeblichen Sonderangeboten um den ökonomischen Verstand bringen, setzen die Geldscheinklauer auf den Wechsel- oder Betteltrick. Dabei erbeuten die Taschendiebe laut Roll sechsmal mehr als ihre Kollegen aus dem Bankraub- und Postraubgewerbe und kamen bundesweit im Jahr 2003 auf rund 4 Millionen Euro. Im Vergleich zur Beute der offiziellen Händler auf den Weihnachtsmärkten sind das jedoch gebrannte Peanuts: Fast 5 Milliarden Euro werden hier alljährlich in Apfel, Nuss und Glühwein umgesetzt. GA FOTO: POLIZEI