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Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH ...der Mauerpark? Den Radwanderer durchschütteln

Von bis

Architekten tragen oft Brillen, groß wie Fahrräder und kantig, so wie manches Rad nach einer Fahrt über übles Kopfsteinpflaster. Gustav Lange ist 67 und Architekt und er hat sich in Berlin vielfältig verewigt: Die Außenanlagen des Bundesrates entstammen seinen Plänen, und auch jene der Treptowers. Schließlich geht er keinem Radfahrer mehr aus dem Kopf, der jemals durch den Mauerpark unterwegs war und sich an die Verkehrsregeln hielt. Denn die Holperpiste, die eigentlich die Schwedter Straße und ganz nebenbei der Fernradweg nach Usedom ist, ist sein Werk – die Nackenschmerzen, die sich nach dem Ritt darüber einstellen, damit wohl auch. Radfahren wird hier zur Kunst.

Das Bezirksamt Pankow, das schon mehrfach ein wenig in Langes Parkkonzept rumradiert hat, will nun das Kopfsteinpflaster weitgehend unter einer schnöden, aber ebenen Teeroberfläche verschwinden lassen. Das kann nicht glatt über die Straße gehen: Der Architekt sieht sich wie die Radfahrer hier als Künstler, dessen Werk nicht verändert werden dürfe, und droht mit einer Klage auf Vertragsstrafe in Höhe von 30.000 Euro. Schließlich habe er das Urheberrecht auf den von ihm erschaffenen Weg – auch wenn das Pflaster bei der Gestaltung des Parks 1992 nicht neu gesetzt, sondern nur freigelegt wurde. Die DDR hatte es einst unter Sand verschwinden lassen.

Von solch Ansprüchen unbeeindruckt gibt sich SPD-Umweltstadtrad bzw. -rat Matthias Köhne: Das Pflaster sei schlicht Verkehrsfläche, und an der könne das Bezirksamt durchaus was ändern. Welche Seite die andere bald teert und federt, bleibt also spannend. bis FOTO: AP