WAS MACHT EIGENTLICH ...der Biber? : Anrücken
Alarm, der Castor kommt! Aber gemach, die Hakenkralle bleibt im Schrank: Es ist bloß der Biber. Castor fiber albicus, der Elbebiber, steht kurz vor der Hauptstadt, im Spreewald. Jäger hätten untrügliche Spuren nördlich von Lübben gesichtet, meldet die Morgenpost. Und das ist eine kleine Sensation, denn Europas größtes Nagetier wurde an Berlins Hausfluss seit 100 Jahren nicht mehr beobachtet. Erst seit 1890, als er selbst an der Elbe beinahe ausgerottet war, steht der Nager hierzulande unter Schutz.
Ein erstaunliches Tier, das da sein altes Verbreitungsgebiet zurückerobert: bis 30 Kilo schwer, bis 1,40 Meter lang. Ein hervorragender Schwimmer ist der Biber, Ohren wie Nase sind verschließbar, er kann 15 Minuten tauchen. Mit den nachwachsenden Zähnen baut er Burgen, Dämme, Kanäle. Einst galt er als leckerer Braten, der platte, unbehaarte Schwanz als Delikatesse. Naschhafte Mönche deklarierten ihn fastenzeitbedingt als Fisch. Das weiche Fell war Statussymbol, begehrt das erotisierende Drüsensekret „Bibergeil“.
Heute transportiert der Biber eher puritanische Werte, von Blendi bis Obi: ein fleißiger, sauberer Geselle. Einer, der sich durchbeißt. Ein Häuslebauer. Tugenden, die dem verarmten Hauptstädter unheimlich und fremd erscheinen. Aber es hilft nichts: Der Biber kommt. Tierschützer vermuten, dass die Population sich auch flussabwärts in Richtung Havel bewegen wird. Und gäbe der Landwehrkanal nicht ein ausgezeichnetes Biotop ab? Soll er nur kommen, der Biber. In Berlin lässt man schon mal die Butter aus. CLP FOTO: MÜLLER