WAS MACHT EIGENTLICH ...der Berliner Bär? : Findig sein
Schluss mit den Verleumdungen! Der Volksmund spricht in seinen Fabeln zwar von Bärenkräften, lässt Meister Petz aber neben dem listigen Fuchs oft ganz schön blöde aussehen. Dagegen ist Bär Juan am Sonntag im Berliner Zoo mit seinem Protestspielen auf dem Zoospielplatz zu Felde gezogen. Hinter dem honiggetrübten Blick von Juan steckt ein Geist voll krimineller Energie. Minutiös hatte das Zotteltier seinen Ausbruch ausgeheckt. Zeugen hatten ihn bereits vor Tagen seine Flucht planen sehen, als er den korrekten Sinuswert des Winkels Baumstamm zu Gefängnis-, äh, Gehegemauer austarierte. Doch keiner nahm den Vierbeiner ernst. Ein Fehler. Dank seiner Kenntnisse über den Auftrieb von Holz in Wassergräben gelang dem pelzigen Delinquenten der Ausbruch. Zwar warnte Zoodirektor Jürgen Lange noch: „Schmusetiere sind Bären nicht gerade“, dachte dabei aber wieder nur an ihre körperliche Kraft. Jedenfalls hält Lange seinen Zoo für ausbruchsicher und Juan wahrscheinlich für eine geniale Ausnahme unter den Bärenartigen. Schließlich gehört Juan zu den Brillenbären und damit ganz klar zur Intellektuellenszene unter den Zoobewohnern. Sein Ausflug hatte nichts vom Bonnie-und-Clyde-Ambiente der Ausbrüche eines Artverwandten im Jahr 2001. Der Nasenbär lieferte sich nach seinem Ausbruch eine filmreife Verfolgungsjagd mit der Polizei. Gegen solch plumpe Fluchten ist der Zoo gefeit. Aber was ein ausgeklügeltes Vorgehen wie das von Juan angeht, sollte Lange mal über eine Pisa-Studie unter seinen Schützlingen nachdenken.
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