WAS MACHT EIGENTLICH ...Stadtbär Tilo? : Feiern hinter Gittern
Schuld ist die B.Z.: Deren Vorgängerin B.Z. am Mittag hatte sich 1937, zur 700-Jahrfeier Berlins, etwas Besonderes einfallen lassen. Sie regte den Bau eines Bärenzwingers an und spendierte dem Senat gleich das erste Tier. Braunbären gab es zwar im Zoo, aber der Geist der Zeit verlangte nach mehr: einem Stadtbären. Heute bekleidet dieses den Männchen vorbehaltene Amt der vierte Bär in verschiedentlich unterbrochener Folge: Tilo. Am Samstag wird er 15 Jahre alt.
Tierschützer schlagen angesichts des zum Zwinger umgemodelten Straßenreinigungsdepots am Märkischen Museum die Hände über dem Kopf zusammen: Hübsch sieht das Backsteinhäuschen mit den beiden Ausläufen aus, hübsch klein ist es auch. Nach modernen Kriterien dürfte die Haltung von Tilo und seinen Artgenossinnen Schnute und Maxi krass artwidrig sein, trotz liebevoller Pflege durch die „Bärenmutter“ und Avocadotorten, mit denen die Pelzträger an Geburtstagen verwöhnt werden. Oder?
„Welche Bedürfnisse ein Tier hat, wissen wir nicht“, sagte Tierparkchef Bernhard Blaszkiewitz unlängst im taz-Interview und verwahrte sich gegen überzogene Kritik an vermeintlich unnatürlicher Tierhaltung. Mag sein. Die Bedürfnisse der Betrachter haben sich aber verändert: Will man heute wirklich noch Wildtiere begaffen, die ihrem angestammten Habitat so offensichtlich entrissen wurden und deren Zurschaustellung zudem einen unzeitgemäßen Repräsentationsgedanken konserviert? Nein, eigentlich nicht. Und deshalb liegt die Devise auf der Hand: Free Tilo! CLP FOTO: AP