WAS MACHT EIGENTLICH ...Herthas Marcelinho? : Zu viel feiern
Fußballer haben es schwer, vor allem wenn sie feiern wollen. Jungnationalspieler werden wegen Dopings behelligt, weil sie mal einen Joint rauchen, und Reporter verfolgen Bayern-Profis bis in die letzte Ecke von Nachtbars. Auch der Spielmacher des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC, Marcelo do Santos, genannt Marcelinho, musste eine ähnliche Erfahrung am Wochenende machen. Weil er nach der schwachen Vorstellung des Klubs beim Heimspiel gegen 1860 München erst ausgiebig feierte und danach das Training schwänzte, brummte ihm der Verein eine Geldstrafe auf. Er habe seinen Trainer „im Regen stehen lassen“, begründete Dieter Hoeneß, Manager des abstiegsgefährdeten Klubs, die Disziplinarmaßnahme.
Marcelinho hat aber lediglich gemacht, was gestresste Arbeitnehmer nur zu gut kennen: nach einem misslungenen Arbeitstag gegen den Frust feiern. Tja, und dabei ist es passiert: „Ich habe länger gefeiert, als ich vorhatte und bin zu spät nach Hause gekommen. Da habe ich verschlafen“, gesteht Marcelinho reumütig. Im Abstiegskampf eine schwere Verfehlung, finden die Bosse. Dabei ist das nicht nur menschlich, sondern auch sehr sympathisch. Und fußballerisch vielleicht erfolgversprechender: Wie sollen denn die Hertha-Profis die Köpfe frei und wieder Spaß am Fußball kriegen, wenn jede kleine Feier geahndet wird? Zumindest beim Freizeitfußball funktioniert es häufig: Tore schießt, wer leicht verkatert spielt. Weil das die nötige Coolness vorm gegnerischen Tor gibt. ROT FOTO: AP