WAS MACHT EIGENTLICH...… Berlins Schwulenszene? : Solidarisch feiern für die Warschauer
Wer Feinde hat, agiert aktiver. Die Schwulenszene hat ihren aktuellen Gegner gefunden: Er sitzt in Warschau und heißt Lech Kaczyński. Seine Auffassung: Homosexuelle existieren, sollen ihre abnormen Präferenzen aber nicht kundtun – und schon gar auf der Straße.
Vor einem Jahr verweigerte Kaczyński als Warschauer Bürgermeister die Erlaubnis für eine Schulenparade. Polen = homophob, war die Botschaft an die Welt. Im Herbst wurde Kaczyński knapp zum Staatspräsidenten gewählt. Als er am 9. März zum Staatsbesuch nach Berlin kam, störte die Schwulenszene seine Rede an der Humboldt-Uni. „Es war alles spontan“, sagte Schwulenaktivist Holger Wicht, „aber ab jetzt machen wir Polen zu unserem Schwerpunkt.“
In der Tat: „Warschauer Pakt 2006“ heißt die neue Aktionsbündnis der Berliner Schwulen. Das Cover der Siegessäule ziert die beliebten polnischen Zeichentrickhelden „Bolek und Lolek“ als Schwulenpaar. Am 7. Mai um 22 Uhr findet im Quatsch Comedy Club ein Talk mit Show und Polen-Disko statt, Titel „Noch ist Polen nicht verloren“. Auch Prominente werden auf dem Podium sitzen: Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Grünenchefin Claudia Roth. Thomas Hermanns und Georg Uecker veranstalten ein „Polenquiz“, als Abschluss spielt die polnische Gruppe „Ich Troje“. Der Eintritt von 12 Euro geht als Spende an die Veranstalter der Warschauer CSD-Parade am 10. und 11. Juni. Das Hauptziel des „Warschauer Pakts“ ist jedoch ein anderes: eine möglichst große Gruppe zur Teilnahme am Warschauer CSD zu motivieren. WOS FOTO: REUTERS