WAS MACHT EIGENTLICH ... die palästinensische Mauer? : Plakativ wirken
Khaled Jarrar kennt sich aus mit Mauern, die Völker zerteilen. Der Fotokünstler lebt in Ramallah. Zwei Jahre lang fotografierte er palästinensische Mauerszenen: weinende Kinder, Maschinengewehre, hoch in den Himmel ragende Betonteile. „Als ich vor vier Tagen den Checkpoint Charlie besuchte, kam mir die Idee, meine Fotografien mit der Berliner Touri-Mauer zu kombinieren“, erzählt er. Sauber aufgereiht kleisterte er am Mittwoch in einer durch Postkarten angekündigten „Vernissage“ die bestürzenden Mauerszenen aus seiner Heimat an eine Hauswand an der Koch- Ecke Friedrichstraße.
Jarrar hegt den ehrgeizigen Wunsch, dass Barack Obama die Fotos auf seinem heutigen Besuch am Checkpoint sehen wird. „In Deutschland ist die Mauer gefallen“, sagt der Palästinenser. „Obama soll sehen, dass die Mauer in Palästina noch steht.“
Ob die Mauer in seiner Heimat irgendwann ebenfalls eine Touristenattraktion werden könnte? Khaled Jarrar wiegt den Kopf. „Das ist eine schwierige Frage.“
Noch eine andere Frage bleibt offen: Wird das Bezirksamt Mitte die Streetart-Aktion durchgehen lassen? Als der renommierte Fotograf Kai Wiedenhöfer im Frühling ein ähnliches Projekt an der East Side Gallery plante, stellte sich das zuständige Bezirksamt quer. Eine „einseitige Darstellung des Nahostkonflikts“ und die „Gleichsetzung der israelischen mit der Berliner Mauer“ wurden kritisiert. Wiedenhöfer musste Fotografien von den Grenzanlagen in Belfast und in Mexiko/USA hinzunehmen – wohl der Vollständigkeit halber. FN FOTO: TAZ