WAS MACHT EIGENTLICH ... die Postbank? : Die Gier der Berliner wecken
So war’s: Vom Pariser Platz aus kommend, bogen Menschen in die Wilhelmstraße ein. Auf ihren Armen trugen sie vier oder fünf Fußbälle in leuchtendem Gelb mit blauen Streifen. Große Männer in schwarzen Anzügen mit offenen Hemd schafften gar sechs Stück davon, ohne zu stolpern. Die Wachmänner vor den Botschaften an der Ecke schauten neidisch.
Fahrradfahrer und -fahrerinnen an der Kreuzung, die vor der Ampel hielten, weil sie weiter geradeaus wollten, kapierten nach einer Sekunde der Neugier sofort, was Sache war: Die Bälle gibt’s umsonst. Nach einer weiteren Sekunde bogen sie alle zum Pariser Platz ab. Slapstickreif wirkte der Sog, der sie wegzog. Aber wo alle hingehen, gilt es, nicht außen vor zu bleiben.
Auf dem Pariser Platz bot sich ein Bild des Schreckens. Anderen mochte es zur Freude gereichen: Vor einem Postbank-Lastwagen lag ein Berg gelber Fußbälle. Drum herum standen Leute und sammelten sie ein, stopften sie in Tüten, verstauten sie in Taxen, steckten sie in Fahrradkörbe. Da waren Rikscha-Fahrer, die sich die Falte ihres heruntergelassenen Verdecks mit den Bällen vollstopften. Da waren asiatisch Aussehende, die sich statt vor dem zugestellten Brandenburger Tor mit den gelben Bällen in der Hand fotografieren ließen. Da waren junge Frauen, die sich die Bälle unters T-Shirt stopften und nun schwanger aussahen. Hochschwanger.
Gelb gekleidete Postbankangestellte stachelten die Gier an. „Möchten Sie auch einen?“ „Ja!“ Ob es Liebe ist, sei dahingestellt. WS FOTO: CLP