…WAS MACHT EIGENTLICH ... Hanaa El-Hussein? : Karriere in der FDP
Wenn alles glattgeht, wird Hanaa El-Hussein von heute an stellvertretende Landesvorsitzende der Berliner FDP sein. Damit würden die Liberalen auf ihrem heutigen Parteitag dem Trend folgen, ihren Migranten- und Frauenanteil nicht nur rhetorisch, sondern gar in Entscheidungspositionen zu erhöhen. Ob der Job der gebürtigen Palästinenserin, die in Berlin lange Asylbewerberin war, tatsächlich viel Gestaltungsspielraum ließe, sei dahingestellt. Dennoch: Jede Funktion in der Politik, die von einer Migrantin eingenommen wird, ist positiv zu bewerten. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Die FDP sagt das schon lange.
Die 1968 geborene El-Hussein verbrachte ihre frühe Kindheit in einem Flüchtlingslager im Libanon. Als Siebenjährige kam sie mit ihrer zehnköpfigen Familie nach Berlin. Sie hat kaum Erinnerungen an die Flucht, nur dass da plötzlich viele blonde Menschen waren. „Da war ich erstaunt.“ Ein Kulturschock sieht anders aus. El-Hussein war die Drittjüngste der acht Kinder und anpassungsfähig. Das zeigt auch ihr beruflicher Weg. Ihre Eltern waren darauf bedacht, dass die Kinder eine gute Schulbildung bekamen. El-Hussein hat ein Fachhochschulstudium in Betriebswirtschaftslehre gemacht und arbeitet heute in einem Forschungsinstitut. 1990 ließ sie sich einbürgern.
In der Berliner FDP ist El-Hussein seit 1996. Seit mehreren Jahren leitet sie dort den Fachausschuss für Ausländerbelange. Denn neben der arabischen Familiensozialisation und den Spandauer Gesellschaftserfahrungen kennt sie auch das Behördendeutschland und die deutsche Kultur des Steine-in-den-Weg-Legens. Sie hat daraus vor allem die Erkenntnis gezogen, dass Steine, die im Weg liegen, mit Hartnäckigkeit weggeräumt werden können. Wird sie gewählt, will sie alles daransetzen, ihre Überzeugung, dass man nicht nur Steine aus dem Weg räumen, sondern auch Verantwortung für sich und andere übernehmen muss, als Aufgaben aller in der Gesellschaft einzufordern. WS FOTO: PRIVAT