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Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH ... Erwin Geschonneck? Die Gratulanten herausfordern

Von WERA

Wieder einmal sieht Berlin ganz schön alt aus. Nach dem 103. Geburtstag von Johannes Heesters feiert die Hauptstadt heute den hundertsten von Erwin Geschonneck. Der steht zwar nicht mehr auf der Bühne, elektrisiert aber noch immer, meint Berlins Kultursenator. In einem Brief an den Schauspieler schmeichelt Klaus Wowereit: „Ihr Ehrentag stürzt unsere Stadt sozusagen ins Geschonneck-Fieber.“

Immerhin gehört der Gratulant damit einer Minderheit an: jenen Westberlinern, die mit Erwin Geschonneck etwas anfangen können. Den anderen sei das Porträt auf Seite 2 empfohlen.

Gratuliert hat auch Matthias Platzeck. Er schreibt, der Jubilar sei „im besten Sinne des Wortes eine Jahrhundertpersönlichkeit“. Da floskelt PDS-Chef Lothar Bisky schon ehrlicher. „Ich bin stolz darauf, dass Menschen wie du unserer Partei auch nach 1989 zur Seite gestanden haben.“

Näher dran ist da nur noch Matti, der Sohn. Eigentlich. Tatsächlich aber war der Regisseur seinem Vater so weit entrückt, wie es in Deutsch-Deutschland nur ging. Als Wolf Biermann ausgebürgert wurde, verließ auch Matti Geschonneck die DDR. Sein Vater hatte ihn schon vorher verlassen, der Sohn wuchs bei Mutter und Stiefvater auf.

Nun aber gratuliert auch der Sohn, in einem sehr persönlichen Interview in der Berliner Zeitung. Und zitiert aus einer Widmung des Vaters: „Arbeitsmäßig hast du mich eingeholt. Aber hast du auch so schöne Beine? Dein später Vater Erwin.“

Was das heißt? Der beste Gratulant ist man immer noch selbst. WERA FOTO: PRIVAT