WAS MACHT EIGENTLICH ... Bokito? : Zwangsausreisen
Nein, im Wok wird Bokito nicht landen, scharf angebraten mit Ingwer und einer Prise Sichuanpfeffer. Ganz so schlimm wie sein Ruf ist das Verhältnis der ChinesInnen zur Tierwelt auch wieder nicht – oder nicht mehr. Im Zoo Schanghai etwa, in den das Berliner Gorillamännchen in Kürze zwangsverfrachtet wird, hat man vor ein paar Jahren schon mal die Hinweistafeln ausgetauscht. Statt „essbar“ oder „böse“ steht jetzt am Gehege, welche Bedürfnisse ein Tier hat, oder warum es wertvoll für das ökologische Gleichgewicht ist.
Trotzdem ist die Aufregung über den Primatentransfer an den Jangtse groß. Die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling fordert, Ausfuhrgenehmigungen für hier gezüchtete Tiere nur zu erteilen, wenn sie für Auswilderungsprojekte bestimmt sind. China bezeichnet sie als Region, „wo Tierschutz ein Fremdwort ist“ – was leider stimmt. Auch in Schanghai werden Tiere extrem beengt gehalten, angekettet oder sogar geprügelt. Die Idee eines respektvollen Umgangs mit der Fauna ist in China nicht gerade weit entwickelt.
Gestern kam Bokito, der im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms nur im Berliner Zoo „eingestellt“ war, im niedersächsischen Serengeti-Park Hodenhagen an. Dort trifft er auf zwei Weibchen, mit denen er in China eine Familie gründen soll. Wann genau das sein wird, ist noch unklar. Derzeit, heißt es, wird in Schanghai eine neue Gorillaanlage gebaut. Wer weiß – vielleicht wird Bokito noch zum Protagonisten einer völlig neuen, sanften Tierpolitik im Reich der Mitte. CLP FOTO: REUTERS