WAS MACHEN EIGENTLICH ...hungrige Schlupfwespen? : Sich zum Fressen tragen lassen
Warnung: Dieser Text beschreibt sexuelle Handlungen. Sollte dies mit ihren moralischen Maßstäben unvereinbar sein, lesen Sie bitte nicht weiter.
Es ist bei den Tieren wie bei den Menschen: Genau wie andere körperliche Betätigungen hinterlässt auch die Paarung spezifische Gerüche. Im Falle des Großen Kohlweißlings (Pieris brassicae), einer bei Landwirten wegen ihres Appetits gefürchteten Schmetterlingsart, sogar besonders spezifische: Das Männchen markiert das befruchtete Weibchen mit Benzylzyanid, einem Antiaphrodisiakum, das Fortpflanzungskonkurrenten abstößt und so eine ungestörte Eiablage ermöglicht.
Erstaunlich genug – es kommt aber noch doller: Wie die Forschungsgruppe der FU-Biologin Monika Hilker beobachtet hat, findet die Schlupfwespe Trichogramma brassicae gerade diesen abtörnenden Duft ziemlich aufregend – weist er ihr doch den Weg zum Futtertrog. Der Parasit klettert auf das schwangere Kohlweißlingsweibchen, lässt sich zur Eiablagestelle chauffieren und tut sich dort an der Schmetterlingsbrut gütlich.
Eine ziemlich dialektische Erkenntnis: Weil „No sex, please“ draufsteht, weiß der Parasit: „Sex happened“. Und das Massaker, das er anrichtet, kommt letztlich sogar seinem Wirt zugute: Der gezielte Einsatz von Trichogramma brassicae könnte nämlich künftig bei der Bekämpfung des Kohlweißlings tonnenweise Pestizide einsparen helfen. Sehen Sie: Wieder einmal hat sich Ihr Wissen vermehrt. Und zwar ganz folgerichtig, weil oben „Sex“ drüberstand. Gut, oder? CLP FOTO: ARCHIV