WAS MACHEN EIGENTLICH ... die Graffiti-Sprayer? : Unbeirrt weiter zur Tat schreiten
Eigentlich sollte das im Herbst verabschiedete bundesweite Anti-Graffiti-Gesetz für graue Tristesse an den Wänden sorgen. Doch so leicht lassen sich die Berliner Sprayer nicht aus dem Geschäft drängen. Im Gegenteil: Der vermeintliche „Farbvandalismus“ wird laut S-Bahn sogar noch schlimmer. „Es ist flächendeckender geworden“, jammert auch Karl Henning, Vorsitzender des Berliner Anti-Graffiti-Vereins „nofitti“. Sein Einsatz gegen die Schmierereien bescherte Henning sogar den sechsten Platz auf der Morgenpost-Hitliste der Berliner des vergangenen Jahres. Der von seinem Verein organisierte Anti-Graffiti-Kongress im April habe zwar den Druck auf die Politik erhöht, strengere Gesetze zu machen, lobt die Hausbesitzerzeitung. Geholfen hat es aus Sicht der Graffitigegner aber nichts. Kein Wunder, liegt doch der Kick beim Sprayen gerade darin, etwas Verbotenes zu tun. Neben aller künstlerischen Selbstverwirklichung natürlich.
Ironischerweise macht das Gesetz das illegale Sprühen für die Sprayer sogar billiger – wenn sie sich denn erwischen lassen. Musste vorher ein Gutachter feststellen, ob Sachbeschädigung und damit eine Straftat vorliegt, ist jetzt schon das reine Besprayen strafbar. Die Verurteilten mussten die Gutachten selbst bezahlen, das entfällt jetzt. Das „verschärfte“ Gesetz gibt den Berliner Graffitisprayern somit kaum Grund zum Zittern. Was können die verzweifelten Graffitigegner also noch tun? Eine Möglichkeit: Tipps im Ausland einholen. Ganz neue Wege will zum Beispiel der Bürgermeister von Las Vegas gehen. Er schlug unlängst vor, den Sprayern den Daumen abzuhacken. sc FOTO: AP