WAS BEDEUTET NÄHE SO NAHE AM HEILIGEN VATER : Gefährliche drei Meter
PHILIPP GESSLER
Wie nahe ist nah? Ich bin mit dem Papst in dessen Flugzeug unterwegs. Im „Papstflieger“, wie die deutschen Insider in Rom, die Vaticanisti, sagen. Akkreditiert bin ich als „VAMP“, also „Vatican Accredited Media Personnel“ – der offizielle Titel der mitreisenden Journalisten. Die Journalisten sind „embedded“ – ähnlich wie im Irakkrieg. Das passt. Ein Flug mit dem Papst – das hat auch etwas von einem Kampf, gerade weil es um Nähe geht.
Da gibt es die Kampfflugzeuge, die den Papstflieger nahe in der Luft begleiten. Da gibt es von Zeit zu Zeit Anraunzer im Armeesound, wenn die VAMPS im engen Zeitplan nicht so spuren. Da gibt es liebe Kolleginnen und Kollegen, die ungeahnte Nahkampferfahrung demonstrieren, damit sie in der Nähe des Papstes im Flugzeug sitzen können, möglichst dort, wo er während des Fluges ein paar Sätze an die Journalisten richtet. Dann stellt er sich vor die Vorhänge, die ihn von uns trennen.
Ein paar Tage zuvor konnten die VAMPs wenige Fragen schriftlich an die Pressestelle des Vatikans, den Sala Stampa, richten. Der Papst wählte aus, welche Fragen ihm von seinem Pressesprechers Federico Lombardi gestellt werden – nicht gerade die klassische Form einer Pressekonferenz. Der monarchisch regierte Vatikan neigt nicht zu einer großen Nähe zu demokratischen Gepflogenheiten.
Nachdem der Heilige Vater dann ein paar nette Sätze über die Reise in seine Heimat gesagt hat, bedankt sich Pressesprecher Lombardi wie nach jeder Antwort und küsst seiner Heiligkeit zum Abschied den Ring. Der Papst lächelt dabei sogar einmal.
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Lombardi ist seinem Chef nahe. Wir kommen bestenfalls auf drei Meter an ihn heran und erhaschen zwischen den Fernsehkameras hindurch ein wenig Weiß seiner Kleidung. Kämen wir ihm zu nahe, würden wir von den Sicherheitsleuten weggestoßen – wir wurden offiziell gewarnt. Man sollte diese Art von Nähe nicht ausprobieren.