WALTRAUD SCHWAB GEMÜSE IST MEINE WURST :
Erstens: Ich solle aufhören mit diesem Smoothie-Zeug und mal richtiges Essen kochen mit dem Gemüse aus der Gemüsekiste. Eine Kollegin meinte das. Jetzt fühle ich mich herausgefordert. Denn was sie ignoriert: Das Wetter kann noch so schön sein, die Wintergemüselage bleibt uns bis in den Mai erhalten, ich kann aber keinen Eintopf mehr ertragen. Einzig Rucola, Petersilie, Schnittlauch, Rhabarber und so Salatzeugs, das wie Giersch anmutet, gibt es schon. Wer also will, dass ich über die Gemüsekiste schreibe, muss die Wiederholung von Kartoffeln, Wurzeln und Kohl ertragen wie ich auch. Und ich ertrage sie derzeit eben als Smo…
Zweitens: Was Kornelkirschen seien, wurde ich gefragt. Die habe ich neulich als Zutat im Smo… beschrieben. Es sind wilde Kirschen. Sie wachsen überall an Sträuchern, die im Frühjahr als eines der ersten Gewächse blühen – in Gelb. Dass die ovalen Kirschen essbar sind, habe ich von einer Frau aus Ex-Jugoslawien gelernt, die sie im Goethepark in Berlin sammelte. Sie konnte kein Deutsch, aber ich habe trotzdem kapiert: Die Kirschen fallen in unreifem Zustand vom Baum. Deshalb muss man sie auch unreif pflücken und dann nachreifen lassen, bis sie dunkelrot sind und zart wie Mus.
In der Kiste waren: je ein Bund Petersilie, Schnittlauch, Rucola, 650 g Lauch, 350 g Rhabarber, 675 g Kohlrabi, 900 g Rotkohl, 550 g Weißkohl, 1,8 kg Kartoffeln.
Rotkohl und Weißkohl habe ich, jaja, teils im Smo… verbraten. Aber auch im Angelika-Overath’schen Kohlsalat: Dazu braucht man wenig Weißkohl, viel Ingwer, viel Knoblauch, viel Peperoni, Salz, Pfeffer, Essig, Öl. Das wird dann zwar nicht wirklich Salat, sondern eine Anti-Winter-Medizin. Sei’s drum.
■ Abwechselnd besprechen wir hier Würste und bedienen uns aus der Gemüsekiste