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Vor dem Halbfinale gegen die TürkeiLaune super, System geheim

Podolski und Mertesacker witzeln, der Bundestrainer doziert über das Prinzip der Offensive im Wandel der Systeme. Das könnte zu einer deutschen Startelf mit drei Stürmern führen.

Dauerlausbubengrinsen: Lukas Podolski. Bild: ap

TENERO taz Was reden die da? Per Mertesacker und Lukas Podolski haben einen bemerkenswert albernen Auftritt hingelegt zwei Tage vor dem EM-Halbfinale in Basel. Der eine, Podolski, lümmelte auf dem Pressepodium, grinste lausbübisch und machte einen Streich, den vor allem das Opfer lustig fand. Er drehte DFB-Medienboss Harald Stenger das Mikrofon ab.

Irgendwann konnte sogar der stets auf Unterkühltheit bedachte Mertesacker nicht mehr anders und alberte mit. So witzelten die beiden Kicker über einen Wechsel von Lukas Podolski vom FC Bayern zu Mertesackers Werder Bremen. Warum saßen die beiden nochmal oben auf dem Podium als offizielle Gäste der DFB-Pressekonferenz? Am Mittwoch spielen sie für Deutschland gegen die Türkei. Genau.

Ja, am Rande sprachen sie auch darüber. "Natürlich gehen wir in das Spiel, um zu gewinnen", sagte Podolski. Und Per Mertesacker: "In einem Halbfinale ist man nicht überheblich." Respekt, gar Angst war ihnen nicht anzumerken. Podolski meinte, dass er sowieso gut drauf sei, also wird er wohl auch gegen die Türkei gut drauf sein. Und Per Mertesacker sieht die deutsche Innenverteidigung weiter auf einem guten Weg und ist zuversichtlich, "dass wir zum richtigen Zeitpunkt da sein werden".

Auf Bundestrainer Joachim Löw, der kurz vor den beiden Gute-Laune-Buben auf dem Podium saß, kommt offenbar noch eine Menge Arbeit zu, wenn er es schaffen will, der Mannschaft die Ernsthaftigkeit beizubringen, die er für nötig hält. Bei aller Vorfreude (Löw: "Wir freuen uns ungemein") gelte es wieder, "alles zu mobilisieren", um wieder auf das Niveau zu kommen, das die Mannschaft gegen Portugal erreicht habe.

Löw geht davon aus, dass es extrem schwer werden wird, die Mannschaft auf die Türken einzustellen. Da geht es nicht allein um die mentale Einstellung. Bei den Portugiesen sei klar gewesen, was auf die Mannschaft zukomme. Aber bei den Türken? "Die geben da ein ganz anderes Bild ab", sagte der Bundestrainer und versuchte das Chaos, das er wohl im türkischen Spiel gesehen hatte, in lobende Worte für den Halbfinalgegner zu packen: "Sie sind noch beweglicher, noch kreativer, nicht so positionsbezogen."

Wie seine Mannschaft spielen werde, das ließ er natürlich offen. Er hat den Spielern ja inzwischen zwei Systeme beigebracht. Die seien auf dem Trainingsplatz "natürlich durchgespielt" worden. Und die Mannschaft hat verstanden. Per Mertesacker: "Wir haben gezeigt, dass wir verschiedene Systeme spielen können." Löws Taktikvortrag, in dem er wieder den feinen Unterschied zwischen taktischer Ausrichtung, die unverändert offensiv bleibe, und System, das auch mal geändert werden könne, bemühte, endete dennoch mit einer Überraschung: "Vielleicht drängt es sich auf, mit drei Spitzen zu spielen in diesem Spiel."

Die "Basis" bleibe natürlich das 4-4-2-System, so Löw, womit er beim Thema Torsten Frings angelangt war. Der soll wieder voll einsatzfähig sein. Stimmt das? "Er hat keine größeren Probleme", meint Löw. Und kleinere? Löw sagte nur, dass man bei einer angebrochenen Rippe noch lange mit Schmerzen leben müsse. "Das ist nicht ohne." Mal sehen, ob Frings in Basel fehlen wird, weil er als nicht fit deklariert wird, oder ob Löw ihn draußen lässt, weil er dem Siegerteam aus den Viertelfinale vertraut.

Ob sie spielen werden, daran müssten Lukas Podolski und Per Mertesacker gewiss keine Zweifel haben. Vielleicht sind sie deshalb so gut drauf. "Hiermit verkünde ich meinen Wechsel zu …", sagte Noch-Bayer Podolski und drehte sich selbst das Mikro ab.

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