Vom Klang der Schraubdichtung

■ Carola Bauckholt, Komponistin, über das Theatralische an der Musik / Morgen bei Rabus

Für ihre Werke wählt sie oft außergewöhnliche Besetzungen, und ein starker Hang zum experimentellen Musiktheater ist unverkennbar. Die Komponistin Carola Bauckholt, geboren 1959, arbeitete jahrelang mit einem waghalsigen Kleintheater und gewann nebenher zahlreiche Wettbewerbe. Am Sonntag um 20 Uhr macht Dacapo in der Galerie Rabus ein Konzert mit ihr und dem Türmchen-Ensemble.

Auf dem Programm steht ein Stück mit dem Titel „Schraubdichtung“. Was sagt uns das?

Carola Bauckholt: Worte wie Schraubenzieher, Axt oder Schleifstein habe ich für Cello, Kontrafagott und Perkussion umgesetzt. Eine Stimme spricht diese Worte, der musikalische Gehalt der Sprache wird durch die Instrumente hervorgehoben — und damit gleichzeitig verfremdet.

Ein anderes Stück heißt „Quintett in freier Besetzung“. Das erinnert an John Cage.

Ja, es lehnt sich sehr an ein Stück für Schlagzeugsextett von ihm an. Jeder Musiker entscheidet sich selbst für ein Tempo und versucht das durchzuspielen. Töne sind komponiert, aber nicht für bestimmte Instrumente festgelegt; und es gibt ungefähre Zeichen für Geräusche.

Das Stück „Langsamer als ich dachte“ ist für Harald Falkenhagen geschrieben, der gleichzeitig in der Galerie Rabus seine Fotos ausstellt.

Harald Falkenhagen macht ganz kleine Skizzen, ganz schnell, und kommentiert sie dabei. Das habe ich versucht zu übersetzen: Natürlich geht das eigentlich überhaupt nicht — komponieren ist viel umwegiger. Ich brauchte dazu zwei Wochen statt 20 Minuten wie er.

Sie haben auch viele Musiktheaterstücke komponiert. Werden wir davon etwas hören?

Bei „Erinnern-Vergessen“ gibt es eine kleine Szene: Gegenstände bewegen sich. Auch Dias und Sprache zähle ich zu dem Bereich. Theatralische Elemente sind ja von rein musikalischen kaum zu trennen. Fragen: Wilfried Wiemer