Vermarktung ist alles: Pro7 steigt ins Musikgeschäft ein
Weil die TV-Umsätze sinken, versucht die ProSiebenSat.1-Gruppe mit einem Plattenlabel, Liveshows in großen Hallen und eigenen Promis Geld zu verdienen.
![](https://taz.de/picture/316870/14/monrose.jpg)
Robbie Williams ist nicht nur telegen, sondern auch ein Sendergesicht. Der britische Popsänger wirbt in der Markenkampagne "Star Force" für Pro7. Klar, dass der Sender vor ein paar Monaten beim Hype um die neue Williams-CD groß mitmischte und einen Robbie Williams Day ausrief. Pro7 entdeckt das Musikgeschäft für sich neu.
Denn mit der Vermarktung von Musik ist tatsächlich Geld zu verdienen. "Da die Fernsehumsätze nicht mehr in den Himmel wachsen, müssen wir nach Wachstumsfeldern suchen", sagt Hans Fink, verantwortlicher Geschäftsführer für alle Musikaktivitäten bei der ProSiebenSat.1-Gruppe. Die ist beim Anzapfen neuer Erlösquellen besonders umtriebig. 2005 gründete sie als Joint Venture mit der Firma Warner Music das in Unterföhring ansässige Plattenlabel Starwatch Music, dessen Geschäftsführer Hans Fink ebenfalls ist. Ziel war es, die aus der Show "Popstars" hervorgegangenen Bands nicht mehr einfach an andere Labels weiterzureichen, sondern selbst zu vermarkten. Inzwischen hat man nicht nur hauseigene Castingshow-Gewächse wie Monrose unter Vertrag genommen, auch vielversprechende Newcomer wie Jenniffer Kae oder etablierte Musiker wie Udo Lindenberg und Roger Cicero veröffentlichten Alben auf dem Label. Auch eine Falco-Platte mit bislang unveröffentlichten Songs erschien. Für Starwatch-Chef Hans Fink war die Gründung des Labels nur "der erste Schritt" ins Musikgeschäft. Mit seinen langjährigen Kooperationspartnern in der Musikindustrie arbeite er aber weiter zusammen.
Fink räumt aber ein, dass die Plattenfirmen nicht in Jubel ausbrachen: "Das war natürlich ein Einschnitt für die Musikindustrie", sagt Fink. "Andererseits helfen wir auch dabei, neue, erfolgreiche Modelle zu entwickeln und Künstler bekannt zu machen." Die größte Pro7-Entdeckung heißt allerdings Live-Entertainment. Das Halbfinale und das Finale der letzten "Popstars"-Staffel fand erstmals in der Arena Oberhausen statt. Neben den Popstars-Kandidaten traten dort unter anderem Rihanna und Mando Diao vor circa 15.000 Besuchern auf. Bei Pro7 war man "absolut zufrieden" mit der Strategie, große Events künftig selbst zu veranstalten. Dabei kooperiert man mit der Warner-Tochter Neuland Concerts. Auch bei Formaten wie "Schillerstraße" und "Galileo" würde überlegt, inwiefern man sie als Live-Entertainment konzipieren könne.
Überdies ist Starwatch eine "strategische Kooperation" mit der Kölner Agentur MMP eingegangen, die traditionell die Stefan-Raab-Events vermarktet. Mit ihr überlege man, ob sich Raab-Shows live auf Tour schicken ließen, zum Beispiel als Eisfußball-Turnier.
Zudem erschließt Starwatch Music bereits das nächste Geschäftsfeld. Gemeinsam mit der Kommunikationsagentur PerformancePlus wurde eine Talent Management Agency gegründet, die Musiker, Schauspieler und Moderatoren für Veranstaltungen vermarkten soll. Zu den bisherigen drei Künstlern - Schauspielerin Sonja Kirchberger, Sebastian Koch und Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein - sollen vor allem Promis aus dem Hause ProSiebenSat.1 kommen. Wieder beschwichtigt Starwatch-Chef Fink: "Die Sparte Musik- und Live-Entertainment trägt nur einen kleinen Teil zum Gesamtumsatz der ProSiebenSat.1 Group bei. Fernsehen wird unser Kerngeschäft bleiben."
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