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Vergewaltigung: Sohn von Polizist entlastet

Essen (taz) — Der Sohn eines Bochumer Kriminalbeamten, der unter den Verdacht geraten war, zu Beginn der 80er Jahre in Münster und Bochum fast vierzig Frauen vergewaltigt zu haben (die taz berichtete), ist nach Angaben der Essener Staatsanwaltschaft als Täter auszuschließen. Dies habe die DNA-Analyse von Spurenmaterial des Täters im Institut für Rechtsmedizin in Münster ergeben, erklärte Oberstaatsanwalt Golsong in Essen. Der in Tatverdacht geratene Sohn des Kriminalbeamten sei „mit Sicherheit als Verursacher der Spuren auszuscheiden“. Gleichzeitig habe die DNA-Untersuchung die These bestätigt, daß für alle Vergewaltigungen nur ein Täter in Betracht komme. Nachfragen der taz ergaben, daß lediglich zwei Spermaproben untersucht worden sind, die von Vergewaltigungen in Münster stammen und etwa 10 Jahre alt sein dürften. Sie wurden mit Blutproben des Beamtensohns aus Bochum verglichen, die aus dem Jahr 1986 stammen. Neue Blutproben, so die Essener Staatsanwaltschaft, seien nicht genommen worden. Der schriftliche Untersuchungsbericht aus Münster liegt in Essen noch nicht vor. Der Essener Staatsanwaltschaft waren die Ermittlungen übertragen worden, nachdem Polizei und Staatsanwaltschaft in Bochum bis Mitte der 80er Jahre Spuren, die zu dem Sohn des Kriminalbeamten führten, gezielt vertuscht hatten. Gegen die entsprechenden Beamten wird weiter ermittelt. Der Anwalt zweier der vergewaltigten Frauen, die durch ihre Anzeigen die Ermittlungen erneut in Gang gebracht hatten, meldete gestern Zweifel an der Erklärung der Essener Staatsanwaltschaft an. Da dem Staatsanwalt der Bericht über die DNA-Untersuchung noch nicht vorliege, sei seine Erklärung „mindestens voreilig und möglicherweise korrekturbedürftig wegen der Verwendung alten Materials [womit die Verwendung alter Blutproben gemeint ist, die Red.] und weil kein zweites Institut die Münsteraner Ergebnisse überprüft hat“. bm

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