: Verfassungsschutz bespitzelte La Belle-Anschlag
■ V-Mann des Berliner Amtes arbeitete im Umfeld der Attentäter des Anschlags auf die Berliner Disco
Berlin (taz) — Nach Informationen der Alternativen Liste (AL), die der taz in einschlägigen Kreisen bestätigt wurden, hatte der Berliner Verfassungsschutz einen Spitzel innerhalb der libyschen Terrorgruppe, die nach den Erkenntnissen aus den Stasi-Akten für das Bombenattentat auf die Berliner Diskothek La Belle verantwortlich war.
Bei dem Mann handelte es sich um den Libyer Mohammed Ashur, der drei Wochen nach dem Attentat in Ost-Berlin ermordet wurde. Wie aus den Stasi-Akten hervorgeht, war Ashur, der auch auf der Gehaltsliste der Stasi stand, bereits kurz vor dem Attentat von den späteren Tätern als Verräter verdächtigt worden. Die Stasi selbst vermutete, Ashur hätte Kontakt zu der amerikanischen CIA. Tatsächlich wurde Ashur in der Abteilung „Ausländerextremismus“ des Berliner Verfassungsschutzes als V-Mann geführt.
Seit seiner Ermordung in der Nacht vom 1. auf den 2. Mai 1986 gilt für seinen ehemaligen V-Mann-Führer eine erhöhte Sicherheitsstufe, aus Angst vor libyschen Racheakten. Ungeklärt ist jedoch, bis zu welchem Zeitpunkt der Verfassungsschutz von seinem V-Mann informiert wurde. Die Stasi notierte in ihrem Bericht, Ashur sei sieben Tage vor dem Attantat am 5. April 1986 „verstummt“. SEITE 5
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