: Verdacht über Verstümmelungen in Nervenklinik Waldheim bestätigt
Berlin (dpa) — Der Bundestag in Bonn soll nach einer Empfehlung der DDR-Volkskammer die Vorgänge um die Nervenklinik Waldheim bei Leipzig weiter untersuchen. Dies entschied das Parlament am Freitag abend nach Vorlage eines Zwischenberichts, in dem noch einmal die katastrophalen Verhältnisse in den 1880 erbauten Gebäuden — die zunächst als Frauengefängnis dienten — aufgezeigt wurden. Der Berichterstatter Bernhardt Opitz (FDP) bestätigte, daß in dieser Klinik in zwölf Fällen Röntgenkastrationen und Hirnoperationen vorgenommen worden seien.
Dabei habe es strafrechtlich relevante Verstöße gegeben. Bei den Kastrationen habe es beispielsweise keine Aufklärung und Einwilligung der Patienten oder eines rechtlichen Vertreters gegeben. In diesem Zusammenhang berichtete Opitz, daß es nicht möglich gewesen sei, den ehemaligen Waldheim-Direktor Wilhelm Poppe, der in Verbindung zur Stasi gestanden habe, vor dem Ausschuß zu vernehmen. Über seinen Anwalt habe dieser erklären lassen, daß dies erst Mitte Oktober möglich sei. In dem Ausschußbericht ist zudem von erheblichen Mißbräuchen des Einweisungsgesetzes die Rede. Teilweise müsse von Freiheitsberaubung gesprochen werden. Der Staatssicherheitsdienst habe Zugriff auf medizinische Akten gehabt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen