: Verblendete Maus -betr.: "Taffe Tanzmäuse", taz vom 23.5.1995
Betr.: „Taffe Tanzmäuse“, taz v. 23.5.
Angenommen, das Tanzstück „Echo“ von Urs Dietrich ist ein Käse, so hat sich die Kritikerin Claudia Kohlhase – wie ein kleines Mäusetierchen – verbissen durchgefressen. Fast blind und taub, ohne Rücksicht auf Verluste, rempelnd, winselnd, zappelnd, nicht begreifend da nicht hinterfragend, und vielleicht sogar Mama rufend?
Auf der anderen Seite angekommen hat sie ganz schnell begriffen, worauf es im Leben ankommt und schließt sich der Karawane an. Ohne jemals Bodenkontakt zu haben, schafft sie sich mit gleichgesinnten Mäusen einen gefährlich wackeligen Halt, aber sie hat ja sich selbst, und damit geht's prima. Bis auf eine Maus der Karawane kommen ja alle davon. Und diese eine Maus, die da einfach ignoriert wird, ist sicher nicht Claudia Kohlhase. Obwohl diese Vorstellung mir großes Vergnügen bereitet.
Nein, sie ist es nicht. Sie zieht weiter mit der ganzen Kulturredaktions-Karawane. Auf ihrer Fahne steht Ignoranz, und eben diese Ignoranz läßt alle diese Mäuse die Gratwanderung und den Abgrund nur noch vernebelt, ganz schwach wahrnehmen. Sie ignorieren alles, außer sich selbst. Möge Gott dieser Karawane den Weg aus Bremen weisen aus Liebe zum Bremer Tanz-Theater.
Gisela Op't Hoog, Essen
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