Unsinn Alkoholverbot : KOMMENTAR VON BETTINA GAUS
Das politische Geschäft ist – auch – ein Wettkampfsport, und die Popularität der verschiedenen Disziplinen ist wechselhaft. Derzeit ist mal wieder ein Wettbewerb in Mode, der sich schon öfter großer Beliebtheit erfreute. Der Kampf um die Frage, wer das strengste Verbot formulieren kann. Jüngstes Beispiel: das geplante Alkoholverbot für jugendliche Fahranfänger.
Gegen den Vorschlag selbst ist nichts zu sagen. Er ist sinnvoll. Führerscheinneulinge neigen zur Selbstüberschätzung, und Alkohol befördert das noch zusätzlich. Es gibt keinen Parteienstreit über die Frage – es ließe sich einfach beschließen. Aber dann könnte sich damit ja niemand profilieren. Deshalb hat nun der Bundesrat eine deutliche Verschärfung des von der Bundesregierung geplanten Verbots gefordert. Es soll nämlich nicht nur für die zweijährige Probezeit, sondern generell bis zum Alter von 21 Jahren gelten. Damit auch Jugendliche, die mit 16 einen Mopedführerschein erworben haben, kein Bier trinken dürfen, wenn sie mit 18 erstmals hinterm Steuer sitzen.
Na schön. Wenn’s der Selbstdarstellung politischer Akteure dient. Leider gerät bei dem Wettstreit über das weitestreichende Verbot aus dem Blick, worin das Problem besteht. Die Kreuze, die die Zufahrtsstraßen zu ländlichen Diskotheken säumen, stehen da nicht, weil junge Fahrer sich einen Prosecco genehmigt haben. Sondern weil sie sich völlig zugedröhnt und ohne jede Angst vor einer Alkoholkontrolle ins Auto gesetzt haben. Die Kapazitäten der Polizei reichen nämlich nicht zur flächendeckenden Überwachung der Landstraßen. Wenn Streifenbeamte jedoch gezielte Stichproben vor den Diskos machen, dann wirkt das erheblich abschreckender als jedes Verbot.
Hinter der Forderung nach immer neuen Verboten steckt meistens nur der Wunsch danach, dass sich Probleme verbieten lassen. Das wäre ja auch eine einfache Lösung für komplizierte Fragen. Deshalb wird derzeit darüber diskutiert, ob man einem 16-Jährigen, der sich zu Tode getrunken hat, nicht den Konsum von rund einem Liter Schnaps hätte verbieten müssen. Als ob das nicht längst verboten wäre. Und als ob Jugendschutz nichts anderes wäre als ein Synonym für Verbot.
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