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Unke vom Altenteil -betr.: H.W.Franke "Verludertes Grün" v. 10.10.94

Betr.: H.W.Franke „Verludertes Grün“ v. 10.10.

Da hat sie sich mal wieder gemeldet, die Unke vom Altenteil. Und was ist die Botschaft? „Haben wir (!) Dich (Ralf Fücks) so von uns (!) überzeugt“, daß der Fücks Sicherheitsmaßnahmen für die Polit- prominenz für in Ordnung hält, daß er darauf beharrt, daß am 3. 10. im CCB keine nationalistische Jubelfeier stattgefunden hat?

Mitregieren verändert; stimmt, Herr Franke. Ob es aber den Blick verstellt oder erweitert, ist noch sehr die Frage! Dem hat sich „Grün“ ja nun gerade gestellt, und es war und ist für die Partei ein anstrengender Weg, der noch nicht beendet ist. Zum Willen, das System umzubauen, gehört die Fähigkeit zum Kompromiß und zum Dialog; auch wenn das Mittragen von Kompromissen, die man selbstverständlich aus der Opposition mit Lust kritisieren würde, manchen oppositionsverliebten Grünen Kopf und Herz reichlich schwer macht; insbesondere solchen, die den Spagat zwischen fundamentaler Kritik und Alltagspolitik nicht aushalten. Zur neuerlernten Akzeptanz gehört auch, solche Veranstaltungen wie zum 3. 10. anders als aus der Proteathaltung „gegen die Bonzen“ zu bewerten.

Aber: Wer denn sonst außer Grünen hat vorher versucht, sowohl gewaltbereite Demonstranten als auch Polizeistrategen zur Deeskalation zu bewegen? Wer hat zur Verteidigung der Demonstrationsfreiheit (nicht zum Recht auf Randale) aufgerufen außer Grünen? Daß auch wir viele der frustrierten Jugendlichen nicht mehr erreichen, bedrückt uns. Aber sie durch oppositionelles Schimpfen „bei der Stange zu halten“, kann nicht die Antwort sein, sondern durch konkreten Veränderungswillen. Dazu braucht es Entscheidungsfähig- keit, und deshalb paßt Frankes Botschaft „nur ein Grüner, der nicht regiert, ist ein guter Grüner“ leider nicht. Günther Dey

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